Die meisten von uns werden ihr Smartphone über Nacht einfach ans Ladegerät stecken, um den Tag über gut ausgestattet zu sein. Es gibt aber regelmäßig kritische Stimmen, die davor warnen, sich damit die Lebensdauer des Akkus zu verkürzen.


Photo by Pascal Brändle on Unsplash

Ein Smartphone braucht in der Regel keine zwei bis drei Stunden mehr, bis der Akku vollständig aufgeladen ist. Über Nacht hängt das Smartphone in manchen Fällen also viermal so lange am Strom als eigentlich nötig. Ist das schädlich für den Akku, oder gar gefährlich?

Das sagt die Theorie

Bei aktuellen Smartphones kommen normalerweise Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz. Diese bestehen aus Elektrolyt, zwei Elektroden und den Lithium-Ionen. Lithium und Elektrolyt reagieren im Inneren des Akkus miteinander, wobei die Lithium-Ionen nach und nach zersetzt werden. Der Akku verliert mit der Zeit also einen Teil seiner Kapazität. Das ist ein ganz normaler Alterungseffekt. Wird der Akku falsch geladen und dementsprechend dauerhaft unter Spannung gesetzt, beschleunigt sich dieser Alterungseffekt.


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Auch die Temperatur spielt eine wichtige Rolle. Je wärmer der Akku, desto schneller geht die Zell-Oxydation im Inneren vonstatten. Apple rät seinen Nutzern beispielsweise ein iPhone nur zwischen 0 und 35 Grad zu nutzen. Wobei man bedenken muss, dass sich der Akku während des Ladevorgangs noch zusätzlich aufheizt.

Das sagt die Praxis

Theoretisch kann die Art des Aufladens also tatsächlich darüber entscheiden, ob der Akku schneller oder langsamer an Kapazität einbüßt. Das ist den Herstellern aber natürlich bestens bekannt. Aus diesem Grund haben so gut wie alle großen Smartphone-Hersteller die ein oder andere Sicherheitsvorkehrung getroffen, um “falsches Aufladen” bereits im Ansatz zu verhindern.

Der klassische Ansatz funktioniert wie folgt: Sollte ein Smartphone über Nacht auf bis zu 100 Prozent aufgeladen werden, unterbricht der Ladevorgang so lange, bis ein definierter Schwellenwert erreicht wurde – beispielsweise 95 Prozent. Der Ladevorgang wird dann erst wieder in Gang gesetzt, sollte dieser Schwellenwert unterschritten werden.

Ein Beispiel: Nehmen wir ein Smartphone, welches nur noch zu 20 Prozent geladen ist und um 23 Uhr am Ladekabel angeschlossen wird. Dann ist es, je nach Ladetechnik, gegen 1 Uhr wieder vollständig geladen und der Ladevorgang wird automatisch pausiert. Gegen 5 Uhr fällt die Akkuladung unter die 95-Prozent-Grenze und der Ladevorgang wird wieder aufgenommen. So hat man beim Aufstehen ein nahezu vollständig aufgeladenes Gerät, ohne dass es die komplette Nacht unter Spannung gesetzt wurde.

Viele Hersteller gehen sogar noch einen Schritt weiter. Apple beispielsweise sorgt standardmäßig dafür, dass die aktuellen iPhones über Nacht zunächst auf maximal 80 Prozent geladen werden. Anhand gesammelter Erfahrungswerte – oder eingestelltem Wecker – erkennen die Geräte von alleine, wann der oder die Besitzer*in voraussichtlich aufstehen wird. Und erst kurz davor wird der Akku auf bis zu 100 Prozent geladen. So kommt es zu möglichst wenigen Ladezyklen und die Lebenszeit des Akkus wird verlängert.


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Tatsächlich sind die negativen Auswirkungen, zumindest bei aktuellen Smartphones, in der Praxis also äußerst gering. Nur weil man sein Smartphone die ganze Nacht lang am Ladekabel hängen hat, gibt der Akku nicht plötzlich nach 6 Monaten schon den Geist auf. Jeder Akku altert, man kann diesen Vorgang lediglich bremsen und das auch nur in einem geringen Maße. Experten raten dazu, den Akku im Idealfall immer zwischen 30 und 80 Prozent zu halten, da Extremwerte für den Energiespeicher besonders stressig sind. Zudem soll man das Smartphone keiner großen Hitze aussetzen, besonders nicht während dem Ladevorgang. So holt man die maximale Lebensdauer aus seinem Smartphone-Akku heraus. Der Unterschied ist allerdings eher marginal.

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