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Eine Track-By-Track Review ihres neuen Albums "Pantomime Of Wealth" | Foto: Volker Neumann

Meine neue Lieblingsplatte? Ja, zumindest ist „The Pantomime Of Wealth" ganz oben in der Top-Liste mit dabei. Die brandneue LP von Latin Quarter erinnert mich einerseits stark an deren Zeit in den Achtzigern, anderseits begeistert mich die Zeitlosigkeit dieser Musik. Mehr zu dieser tollen Scheibe in der Rezension.

 

Latin Quarter - Pantomime Of Wealth (LP, Colored Vinyl)

Schon seit ihren ersten Schallplatten ab 1986 hat die britische Band Latin Quarter einen ganz eigenen Weg zwischen anspruchsvollen Kompositionen mit Gesellschaftskritik und politischen Aussagen ohne Fingerzeig gefunden. Und das bei sehr eingängigen, gefälligen Popmelodien, die immer wieder Ausflüge in Richtung Folk, Rock und ein wenig Reggae unternehmen, das Ganze mit einer Prise Soul gewürzt. Das ist heute nicht anders. Nein, es doch anders: die Arrangements sind noch professioneller und ausgefeilter geworden. Nun höre ich „Pantomime Of Wealth" schon zum wiederholten Male und immer wieder entdecke ich neue Feinheiten - und genieße die wunderbaren Lieder.

 

Pantomime Of Wealth - Track By Track

Latin Quarter-Pantomime Of Wealth Vinyl

1. Pantomime Of Wealth

Schon kommen Erinnerungen an „Radio Africa" (dem größten Hit der Band) hoch, nur dass hier der sanfte, warme Gesang von Steve Skaith im Mittelpunkt steht und „Pantomime Of Wealth" keinen Reggae-Rhythmus hat. Er hat auch den Song geschrieben, es geht im Wesentlichen darum, dass Geld die Welt regiert und die Superreichen sich einerseits selbstherrlich aufführen und anderseits von uns bewundert, ja sogar nachgeeifert werden. Der Takt des Songs ist moderat, teils geht es in mehrstimmigen Chorgesang über.

2. Beat The Air

Am Anfang steht eine Akustikgitarre, eine schlichte Folknummer. Es kommt ein polterndes Schlagzeug dazu, der Song baut sich auf, wird üppiger. Aus dem Folk wird ein rhythmisch mitreissender Song, der mit einer dreiteiligen Story kommt. Inhaltlich geht es einmal um die Großmutter von Steve und deren Erzählung über die Flugzeugstaffeln im 2. Weltkrieg, die deren Besatzungen sie alle kannte. Dann um die Bomben, die heute in Aleppo fielen, aus anderen Gründen als einst. Und schließlich um die Politiker im britischen Unterhaus, die dies beschlossen.

3. Oh Mexico

Korruption in Mexiko, einem Land, in dem Steve einige Zeit lebte und seine Frau kennengelernt hat. Sein Blick richtet sich auf dieses Land, bei dem die Gesetze nicht für jene gelten, die genug dafür bezahlen, dass sie zu ihren Gunsten ausgelegt werden. Irgendwie klingt das Stück auch wütend und traurig zugleich.

4. 20,878

Ein instrumenteller Anschluss an „Oh Mexico" mit Spoken Words von Claudia Diaz-Garcia - mit Piano-Klängen gespielt. Laut Text ist „20,878" die Zahl der in Mexiko gewaltsam zu Tode gekommenen Menschen bis Oktober 2017, verstrickt im Drogenhandel oder als Regimegegner.

5. Niamh

Eine schlichte und recht kurze Nummer, die an ein Liebeslied erinnert, allerdings doch etwas tiefer geht. Der Text stammt von Mike Jones und gibt sich recht mysteriös. Ein Vollzeit-Pessimist erzählt von einer Frau und deren Blick auf Beziehungen.

6. Free As A Bird

Vielleicht eine der schönsten Nummern der Platte! Der federleichte Piano-Akustikgitarre-Song ist von einer hinreissenden Melodie geprägt. Fast ein Liebeslied, wäre das nicht ein Mann, der von ihr verlassen wurde und nun „frei wie ein Vogel" ist. Nur schade, dass auch dieser Track recht kurz ist.

7. A Bit Part In Life Itself

Hier übernahm Mary Carewe (sang u.a. Backing Vocals bei Joe Cocker) die Leadvocals. Sie singt über das Leben einer einfachen Frau, die von Männern betrogen wurde und sich in einer solchen Welt herumschlagen muss. Instrumentiert wurde dies einerseits mit Piano, aber auch mit dunklen Elektronik-Beats und wabernden Sounds. Ein eleganter und gelungener Kontrast zu den bisherigen Arrangements.

8. Four Leaf Clover

In folkige Gefilde kommt dann wieder „Four Leaf Clover". Der Song klingt nicht nur optimistisch, sondern handelt auch inhaltlich davon. Steves Frau musste für die Eignung als Lehrkraft einen Mathetest machen, fiel durch, raffte sich aber nochmal auf und wiederholte erfolgreich.

9. Trees

Für mich der Höhepunkt der LP, weil er einerseits clever gestaltet ist und mich anderseits an Paul Simon erinnert. Rhythmisch im Midtempo, mit mehrstimmigen Chorus und schönen, gestalterischen Ideen ausgestattet. Songschreiber Michael McNeil fragte sich, ob wir Menschen legitimiert sind, 200 Jahre alte Bäume für „notwendige" Baumaßnahmen zu fällen. Schließlich brauchen wir Bäume mehr als sie uns.

10. I Want You

Ein bisschen Cajun, ein bisschen Pubsong: „I Want You" kommt launig, mit Akkordion, Melodica und mehreren Gitarren. Irgendwie auch im typischen Latin Quarter-Feeling, sehr gelungen, aber auch wieder zu kurz.

11. The Lamentable Ballet

„The Lamentable Ballet" beginnt mit Piano, recht traurig ist auch der Inhalt. Es geht um Rudolf Nurejew, der aus dem Osten floh, dessen Familie danach unter Repressionen leiden musste.

12. All I Could Do

Der Song beginnt etwas merkwürdig, wie ein schlecht aufgenommener alter Song. Dann geht er plötzlich in eine normale Soundstruktur über, geprägt von Keyboardklängen. Der Terroranschlag auf der Westminster Bridge am 22. März 2017 wird hier thematisiert.

13. Reprise: We Are Many

Hier hört man nur noch kurz einen Chor und damit endet die Platte.

 

Ich kommt nicht umher, dieser Platte meine besondere Empfehlung auszusprechen. Das ist Popmusik von feinster Qualität. Klanglich geht die LP in Ordnung, auch das weiße Vinyl wurde ordentlich gepresst. Bleibt zu hoffen, dass die Hinweise, die Vinyl sei recht limitiert, eher falsch sind. Denn ich wünsche allen Interessenten von „Pantomime Of Wealth", dass sie noch ihr eigenes Exemplar bekommen!

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 13. April 2018
Label: Westpark Music
Bestell-Nummer: 87373
Pressung: optimal media
Inhalt: 140g weißes Vinyl, Innenhülle mit Songtexten bedruckt
Besonderheit:

 

Besetzung

Steve Skaith - acoustic guitar and vocals
Steve Jeffries - keyboards, programming and backing vocals
Mary Carewe - vocals
Yo Yo Buys - bass
Richie Stevens - drums

Gastmusiker:

Richard Wright - electric guitar on „Pantomime Of Wealth", „Niamh", „Free As Bird" & „All I Can Do"
Beck CJ - backing vocals on „Pantomime Of Wealth"
Ed Hogston - electric guitar on „Beat The Air"
Anna Carewe - electric cello on „The Lamentable Ballet"

 

Trackliste

Seite 1

1. Pantomime Of Wealth
2. Beat The Air
3. Oh Mexico
4. 20,878
5. Niamh
6. Free As A Bird

Seite 2

7. A Bit Part In Life Itself
8. Four Leaf Clover
9. Trees
10. I Want You
11. The Lamentable Ballet
12. All I Could Do
13. Reprise: We Are Many

 

Tourdaten

21.04.2018 Alfeld / Privatshow
22.04.2018 Elleben / Privatshow
23.04.2018 Dresden / Dreikönigskirche
25.04.2018 Küps / TECnet Club
26.04.2018 Freiburg / Schlosscafé
27.04.2018 Stuttgart / Laboratorium
28.04.2018 Wolfach / Klausenbauernhof
29.04.2018 Marbach / Schlosskeller

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