Achtung: Vegane Ernährung für Kinder!

Immer mehr Menschen leben vegan und ernähren sich ohne tierliche Produkte. Und immer mehr Eltern möchten, dass ihre Kinder auch ihren Ansichten nach rein pflanzlich ernähren – oder die Kinder kommen ab einem bestimmten Alter von selbst darauf. Können Kinder sich überhaupt rein pflanzlich ernähren? Und wie sieht das rechtlich aus?

Veganismus: Ein Trend für alle?

Ohne Frage ist Veganismus einer der großen Trends der letzten Jahre. Dabei möchte ich „Trend“ gar nicht negativ verstanden wissen, sondern finde es toll, wenn sich mehr Menschen für einen veganes Leben entscheiden. Es ist in Deutschland problemlos möglich, sich komplett pflanzlich gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Ganzjährig. In quasi allen Städten ist in Öffi- oder sogar Laufreichweite ein Supermarkt, in dem es immer frische Grundnahrungsmittel wie Gemüse, Obst, Nüsse oder Getreide gibt. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Menschen dafür entscheiden. Ganz abgesehen dazu hat er wie Hunde die besten Voraussetzungen als Allesfresser.

Kind ersticht Broccoli
Kind zermetzelt Broccli

Doch können wirklich alle Menschen jeden Alters sich pflanzlich ernähren?

Glaubt man nur den Medien und ihren inhaltlich dürftigen Artikeln, die zum Klicken anregen sollen (Zeit, Focus, Spiegel, Bild – alles private Magazine – hier eine Gegendarstellung), dann könnte man schnell glauben, dass alle direkt tot umfallen, sobald kein totes Tier mehr durch dien Verdauungstrackt rutscht.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht es aufgrund der eher dünnen Datenlage vor allem für Kinder, Schwangere oder Stillende eher kritisch. Ganz im Gegensatz dazu stehen die Aussagen weit größerer Ernährungsgesellschaften weltweit: USA, England oder Australien – um ein paar prominente Beispiele zu nennen. Sie meinen ganz klar, dass eine vegane (pflanzliche) Ernährung mit der richtigen Auswahl an Nahrungsmitteln und (!) Supplementen (z.B. für Vitamin B12) in jeder Altersklasse und Lebenssituation möglich ist. Mehr infos zu Supplementen für Veganer:innen findest du hier.

Vegane Ernährung für Kinder: Das sagen Studien

Doch wie gut ist die Datenlage? Schließlich gibt es mit der Mokita sogar eine vegane Kita in Deutschland. Sterben Kinder dort reihenweise an Mangel von tierlichen Eiweißen oder Vitamin B12? Hier ein Statement der Kita dazu. Die Ernährungsforschung befindet sich eher in den Anfängen, wobei über die letzten Jahre etliche Erkenntnisse zusammengetragen wurden. Gerade die pflanzliche Ernährung steht hier immer mehr im Fokus.

Für Kinder gibt es leider sehr wenige Daten. Ausgerechnet in Deutschland hat Dr. Markus Keller zusammen mit anderen die VeChi und VeChi Youth Studien ins Leben gerufen und zuletzt im April 2022 die neusten Daten veröffentlicht. Erste Ergbnisse ließen die bereits vermuten.

Kind vegan kiwi vor den augen salat auf kopf
Tomaten auf den Augen – wegen Nährstoffmangel mit Kiwi verwechselt

Genau genommen sind es zwei: 430 Teilnehmende mit 1-3 Jahren und 390 Teilnehmende mit 6-18 Jahren. Beide Studien haben die Ernährungspläne und Lebensumstände von Kindern mit omnivorer, vegetarischer oder vegan-pflanzlicher Ernährung verglichen. Das heißt allerdings auch, dass lediglich die potenzielle Aufnahme von Nährstoffen bewertet wurde und nicht über Blutwerte kontrolliert wurde. Laut den Studien sieht es so aus:

Vegane Kinder bis 18 Jahre essen mehr:

  • Getreide (Vollkorn)
  • Gemüse
  • Hülsenfrüchte
  • Nüsse

Vegane Kinder bis 18 Jahre essen weniger:

  • Fette
  • Öle
  • Süßigkeiten

Vegan ernährte Kinder von 6-18 Jahren decken ihren Bedarf hauptsächlich mit Nahrungsmitteln an

  • Energie
  • Proteinen (Eiweiß)
  • Vitamin B2
  • Eisen

Auch die Nährstoffzufuhr sieht im Schnitt nicht schlecht aus. Hat aber an einigen Stellen Verbesserungsbedarf.

Vegane Kinder zwischen 1-3 Jahren bekommen mehr von diesen Nährstoffen als alle anderen:

  • Vitamin E
  • Vitamin B1
  • Folat
  • Magnesium
  • Eisen (wobei die Umwandlungsrate unklar ist)
  • Vitamin B12 (mit Supplementen)
  • mehrfach ungesättigte Fettsäuren

Dafür weniger:

  • Vitamin B2 (Hefeflocken wären ein toller Lieferant!)
  • Kalzium
  • Jod
  • Omega3 / DHA (ohne Supplement)
  • Vitamin B12 (ohne Supplemente)

Gleichauf (unter den Referenzwerten) sind sie bei:

  • Vitamin D
  • Jod

Alles in allem eine gute Datengrundlage für weitere und tiefgehendere Forschung. Gerade aus Deutschland mit der viel diskutierten Aussage der DGE (die durch Bauern- und Milchlobby-Vertreter:innen in den eigenen Reihen sicherlich nicht besser wird) finde ich es gut, dass die ersten Studien dazu aus Deutschland kommen.

Kleinkind isst Kürbis
Kleinkind fällt über Kürbis her

Ist Stillen vegan?

Ja.

Wenn du ein Kind hast und kannst bzw. möchtest es stillen, dann ist das vegan, denn es beruht auf gegenseitigem Einverständnis.

Achte wie auch omnivore Menschen auch schon ab dem Schwangerschaftswunsch auf eine ausreichende Zufuhr mit den wichtigen Nährstoffen. Fun-Fact: Für omnivore Menschen sind Supplemente in der Schwangerschaft völlig okay. Sobald du vegan lebst, aber ganz schnell nicht.

Wäre es vegan, wenn dir nach der Geburt das Kind weggenommen, dein Kind bis zur Schlachtung mit Austauschmilch gefüttert wird nud dir gegen deinen Willen die Muttermilch abgezapft wird. Natürlich nur, um sie zu verkaufen. Sag du es mir!

Nährstoffmangel bei Kindern möglich?

Du siehst: Es ist sogar laut neusten Studien absolut möglich, dein Kind vegan zu ernähren. Wichtig ist, dass du die gleichen Regeln wie führ Erwachsene (und hoffentlich dich selbst) beachtest und neben einer ausgewogenen, abwechslungsreichen und frischen Ernährung auch auf Supplemente wie Vitamin B12 und für’s Gehirnwachstum wichtige Omega3 (DHA/EPA) und ggf. Vitamin D setzt.

Es ist aber auch wichtig, anzuerkennen, dass bei falscher und unzureichender Nährstoffzufuhr ein Mangel auftreten kann. Egal in welcher Ernährungsform. Der wiegt bei Kindern schwerer und wird oft auch zu spät erkannt. Informiere dich also, wenn du nicht so genau weißt, worin welche Nährstoffe enthalten sind. Und sieh zu, dass dein Kind das Zeug reinbekommt und mach es lecker. 😉

Das Problem ist in der Regel das (omnivore) Umfeld und die allgemein vorherrschende Faktenlage von Vorgestern. Wenn Catering in Kita oder Schule schlecht sind, als höchstes der Gefühle nur eine miese vegetarische Option haben und dazu der:die Kinderärzt:in wenig gebildet in Ernährungsfragen, dann fühlt sich alles wie ein Kampf an. Vor allem, wenn du Angst haben musst, dass das unterirdische Catering wirklich Nährstoffdefizite mitbringt und nicht zu daran Schuld wärst. Ich fühle absolut mit dir.

Versuche trotzdem alles, wenn es deiner Überzeugung entspricht. Just do it. Und suche dir notfalls Hilfe. Meine 6 Grundsätze der veganenen Ernährung könnten (d)ein Anfang sein.

Links zu den Studienergenbnissen

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Moki

Super Artikel, der heute genau bei uns zutrifft.. In der Kita bekommt meine Tochter „Veganes“ Essen.. 2 mal war schon Fleisch dabei.. meistens besteht die Variante für meine Tochter aus Kartoffeln und ein versalzenes Gemüse. Das für 2,50€ täglich 😞
Traurig.
Ich werde dazu übergehen, ihr selbst täglich was mitzugeben.
Dann weiss ich wenigstens, dass sie was ordentliches zu essen bekommt.
Schade, ich habe gehofft, dass der Caterer das hinbekommt, weil sie am Telefon gesagt haben, sie hätten viele Kinder, die diverse Speisen nicht essen können/dürfen..

Nutripunk
Reply to  Moki

Krass, wenn die schon „Sonderkost “ aka. Allergiekost anbieten und dann trotzdem so einen Faux Pas wie Fleisch in ein veganes Essen. Damit dürften die als Caterer bei anzeige ihre Lizenz verlieren.

Vegengorda

Sehr schöner Artikel 🙂 Ich hab zwar bisher noch keine Kinder, aber trotzdem machen wie uns jetzt schon Gedanken über deren spätere Ernährung und bei dem Thema rede ich mich auch gern in Rage 😉 Das Denken von wegen „Kinder brauchen aber Fleisch, um gesund zu wachsen“ ist leider offensichtlich immer nich tief verankert. Selbst meine Schwester (Vegetarierin) sagt, sie würde ihre Kinder auf keinen Fall vegan ernähren und sieht da selbst vegetarisch kritisch. Die wenigsten Leute informieren sich leider über ihre Ernährung.. Ich finde es auch immer wieder interessant, dass vegane, (gesundheits-) bewusste Eltern an den Pranger gestellt werden, aber die, die 4 mal die Woche zu Mecces & Co gehen und auch zu Hause nur Fast Food essen, da achtet keine Sau drauf. Aber die Kinder kriegen ja Fleisch, die sind ja gesund 🙁

Nutripunk
Reply to  Vegengorda

Ja, das ist richtig. Es stimmt zwar nicht, dass die anderen gleich 4x zu „Macces“ gehen, aber grundlegend macht sich da keiner echte Gedanken. Dann ist es um so tragischer, wenn man von solchen Leuten angefreindet wird. Plötzlich sind alle Ernährungsexperten. 😉

Rikki v Tarmo

Klasse geschieben und so was von zutreffend. Aber wie bitte soll sich die DGE von ihrem Dogma befreien, da müsste sie sich ja komplett selbst abschaffen, wenn man bedenkt, wer da alles in den Beiräten sitzt 🙁 Danke jedenfalls für den sehr interessanten und mutmachenden Artikel.

Nutripunk
Reply to  Rikki v Tarmo

Danke für deinenlieben Kommentar! 🙂