Pininfarina Battista: Italienischer Elektro-Wahnsinn mit 1.900 PS

Was herauskommt, wenn eine der traditionsreichsten Designschmieden Italiens entscheidet, endlich einen eigenen Sportwagen zu bauen? Offensichtlich völliger Wahnsinn, gepaart mit puristischer Schönheit – und dazu eine große Portion Zukunft:

Mit dem Battista zeigt der italienische Autobauer Pininfarina, wohin die Reise der Luxus-Hypersportler in den kommenden Jahren gehen soll – und zeigt trotz fast 90-jähriger Tradition dem Verbrennungsmotor die kalte Schulter. Was Nico Rosberg von dem extremen Sportler hält, seht ihr im Video am Ende des Beitrags.

Pininfawer?

Von Pininfarina hat sicher noch nicht jeder gehört. Echten Enthusiasten ist der Name allerdings mehr als nur ein Begriff – immerhin war der erste Kunde des italienischen Karosseriebauers niemand geringeres als Enzo Ferrari.

1946 designte Pininfarina dann im Auftrag von Cisitalia den legendären 202, der heute im Museum of Modern Arts in New York ausgestellt ist. Keine kleinen Fußstapfen also, in die das erste eigene Auto treten soll, das auch noch den Vornamen des Gründers trägt.

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Entsprechend hoch waren die Erwartungen vor der Enthüllung des Hypersportlers mit dem Projektnamen PF0 – und schon bevor diese Woche auf dem Genfer Autosalon die Tücher vom Carbon-Monocoque gezogen wurden, machte Pininfarina die Autowelt heiß auf seinen Luxus-Stromer.

Der stärkste italienische Sportwagen aller Zeiten

„Wir bei Pininfarina glauben, die Zukunft ist wichtiger als die Vergangenheit. Und Innovation ist wichtiger als Tradition“ – mit diesen Worten teilte der Enkel des Firmengründers dem Verbrennungsmotor eine klare Absage. Doch das bedeutet keinesfalls den Abschied von extremer Leistung, im Gegenteil:

Der Pininfarina Battista leistet haarsträubende 1.900 PS, mit bis zu 2300 Nm peitschen die vier Elektromotoren auf alle Räder ein – das Ergebnis ist der Sprint von 0 auf 100 km/h in unter zwei Sekunden. Auf 300 km/h beschleunigt der Battista übrigens in geschmeidigen 12 Sekunden, Schluss soll erst jenseits von Tempo 400 sein.

Technik, Technik, Technik

Pininfarina ist im Herzen eine Designschmiede – und auch wenn der indische Investor Mahindra, unter anderem bekannt aus der Formel E, die Mehrheit an dem italienischen Unternehmen hielt, entschied man sich für den Einkauf der entscheidenden Komponenten:

Batterie und Antriebsstrang kommen vom kroatischen Spezialisten Rimac. Der ist nicht nur als Partner von Porsche oder Aston Martin bekannt, sondern auch für eigene, extreme Elektro-Hypersportwagen.

Ähnlich geht Pininfarina bei weiten Teilen der Technik vor und setzt auf Partnerschaften mit renommierten Zulieferern, statt Unsummen in die technische Entwicklung zu versenken – alles mit einem Ziel:

Das schöne Biest fahrbar zu machen

Denn 1.900 PS wollen beherrscht werden – vor allen Dingen, wenn sie wie im Falle des Pininfarina Battista auf öffentliche Straßen losgelassen werden. Um das zu erreichen, sitzt niemand geringeres als Nick Heidfeld als Testfahrer am Steuer, der passenderweise für den Investor Mahindra in der Formel E unterwegs ist.

Kontrollierbar wird der Battista dann zum einen durch technische Delikatessen wie Torque Vectoring oder den dynamischen Heckflügel, zum anderen schlichtweg durch breite Reifen und überdimensionierte Bremsen.

Statt sich also selbst an technischen Feinheiten aufzuhalten, entschied Pininfarina sich auf das zu konzentrieren, was man in Turin seit fast 90 Jahren am besten kann: Atemberaubende Designs entwerfen.

Klassisches Design trifft Zukunft

Seine Wurzeln kann der Battista nicht verbergen – zum Glück. Denn so ist es Pininfarina gelungen, einen der wohl schönsten modernen Sportwagen zu bauen, den man für Geld aktuell kaufen kann:

Die Front mit dem Lichtband zwischen den Scheinwerfern erinnert an den legendären Ferrari Sergio. Die Seitenlinie zieht sich durchgehend vom Vorderrad über die ganze Länge des Battista bis zu seinem optisch zweigeteilten Heckflügel. Und das Heck – da lassen die traditionsbewussten Italiener ihren futuristischen Ideen dann doch ein wenig Platz.

Doch so sehr einzelne Elemente des Battista an Supersportler anderer Hersteller erinnern, am Ende stellt Pininfarina etwas wirklich Einzigartiges auf die Beine – nicht zuletzt, weil durch den Elektroantrieb keine Rücksicht auf riesige Lufteinlässe oder einen Motorblock genommen werden muss.

Purity. Beauty. Rarity.

Einfachheit, Schönheit und Exklusivität – das sind die drei Werte, die der Battista für Pininfarina ausdrücken soll. Und nicht nur die ersten beiden Punkte erfüllt der Hypersportler vorzüglich:

So schön und brachial der Battista ist, so exklusiv wird er auch, denn gerade einmal 150 Stück werden gebaut. Jeweils 50 sollen nach Europa, Amerika und in den mittleren Osten geliefert werden – alle handgefertigt und bis zum letzten Garn individualisiert, versteht sich.

Wollt ihr euch einen sichern, solltet ihr schnell nach Genf jetten, denn am Stand führt Pininfarina gerne Gespräche mit potentiellen Kunden – vorausgesetzt, das mit mindestens zwei Millionen Euro beschriftete Preisschild verschlägt euch nicht die Sprache.

Die Zukunft ist elektrisch

Das ist die Botschaft, die hinter all den absurd wirkenden Leistungsdaten und dem unfassbar eleganten Design fast verloren geht – denn erst der Elektromotor gibt Pininfarina die Möglichkeit, den Battista so schön und gleichzeitig brutal zu bauen, wie er ist.

So schön der Pininfarina Battista aber ist, so leid tut es mir, ihm am Ende ein mittelmäßiges Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigen zu müssen: Sucht ihr eine günstige Alternative, solltet ihr den neuen Tesla Roadster in Betracht ziehen. Denn dort nimmt für ein Zehntel des Preises ein Raketentriebwerk auf dem Rücksitz Platz.  

Über den Autor

Bild von Frederick Kromm

Freddy studiert was mit Wirtschaft, arbeitet was mit Medien, schreibt gern über Fitness, Gadgets, Games und träumt mit seinem Hund vom Staubsaugroboter.