Wie viele nackte Haut darfst du im Fitness-Studio zeigen?

Er trainiert mit Freihanteln in einem weit geschnittenen Tank Top und einer sehr knappen kurzen Hose, die nicht viel Phantasie lassen. Sie ist geschminkt und bauchfrei am Seilzug. Ein anderer macht Klimmzüge und sein fleckiger Pulli sieht aus, als hätte er ihn seit zehn Jahren nicht mehr gewaschen.

In Fitness-Studios treffen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander. Klar, dass da auch die verschiedensten Kleidungsstile zu sehen sind – und nicht jedem gefällt, was er bei anderen sieht.

„Im Fitness-Studio soll die Kleidung funktional sein, etwas Haut zu zeigen, ist in Ordnung. Doch das Schamgefühl der anderen Mitglieder sollte nie verletzt werden“, sagt Linda Kaiser der Zeitung „Die Welt“. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft und außerdem zertifizierte Etikette-Trainerin. Ihr Schwerpunkt: Mode und Stil.

Viele Fitness-Studios haben keine Kleiderordnung

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Doch wo fängt das Schamgefühl der anderen an? Das ist schwer zu sagen, jeder tickt anders. Wer sich im Fitness-Studio umsieht, merkt schnell: Eine 50-Jährige zieht andere Klamotten ins Gym an als eine 20-Jährige. Eine verheiratete Person wird vermutlich weniger auf ihre Kleidung achten als ein Single, der hofft, vielleicht beim Fitness-Training einen Partner oder eine Partnerin zu finden.

Die Studios könnten ihren Mitgliedern vorschreiben, was sie tragen dürfen und was nicht. Eine Kleiderordnung gibt es vor allem bei den großen Ketten jedoch eher selten. Keine Straßenschuhe und ein Handtuch als Unterlage benutzen sind die klassischen Vorgaben. Das hat jedoch keine modischen, sondern hygienische Gründe.

Fitness-Studio verbietet ärmellose Oberteile für Männer

Die „Welt“ berichtet von einem Studio in München, das Frauen verbietet, in bauchfreien Oberteilen zu trainieren. In Hamburg gibt ein Studio, das Vorschriften gemacht hat – und damit auf die Nase gefallen ist. Männlichen Kunden war es untersagt, in ärmellosen Oberteilen zu trainieren. Frauen war es erlaubt. Darum fühlten sich zwei Männer diskriminiert und wandten sich an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS).

Die ADS sah einen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und teilte das auch dem Studio mit. Laut einer Anwältin des Unternehmens sei dieses Gesetz in diesem Fall jedoch nicht anwendbar. „Wir sehen das anders“, teilte eine Sprecherin der Antidiskriminierungsstelle der Deutschen Presse-Agentur mit. Das Verbot wurde auf alle Mitglieder ausgeweitet.

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Es kommt immer wieder mal vor, dass sich Männer wegen ihrer Kleidung gegenüber Frauen in Fitness-Studios diskriminiert fühlen. Laut ADS gab es in den vergangenen Jahren zehn Fälle.

Selbstdarstellung ist für viele Sportler wichtig

Klar ist aber auch: Wir leben in einer Zeit, in der Selbstdarstellung auf Kanälen wie Instagram für viele dazugehört – und das wird von Sportlern gerne auch im Fitness-Studio ausgelebt. Auf Profilen werden stolz der eigene Body, Tattoos und Markenkleidung präsentiert. Das Studio wird immer mehr zum Laufsteg.

„In einem Gym wird dem Körperkult gefrönt. Viele haben dort den Anspruch, durch das Weglassen von Kleidung zu zeigen, wie fit und schön sie sind“, sagt Etikette-Trainerin Kaiser. „Doch das ist der falsche Ansatz.“ Beim Sport gehe es darum, vital und gesund zu sein. Das würde man auch angezogenen Menschen ansehen, so die Expertin.

Wahrscheinlich bekommen angezogene Männer und Frauen auf Instagram aber weniger Likes und Kommentare für ihre Fotos.

Leggins mit Strasssteinen

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Für Kaiser gibt es einige Körperbereiche bei Frauen, die unbedingt bedeckt sein sollten – zum Beispiel die Brüste. „Hier sollte maximal der Ansatz zu sehen sein. Von seitlich offenen Tops ist abzuraten (Sideboob), genauso vom Underboob“, findet die Expertin.

Was sie meint? Bei diesen Trends präsentieren Frauen die Seite beziehungsweise Unterseite ihrer Brüste.

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Wenn Gym-Ratten keine Lust auf schräge Blicke, blöde Kommentare oder Diskussionen wegen ihrer Klamotten haben, ist es wohl am schlauesten, sich einen Überblick zu verschaffen: Was haben die anderen an?

„Das ist von Studio zu Studio sehr verschieden und hängt auch von der Klientel dort ab“, sagt Kaiser. Es gebe Gyms „in exklusiven Lagen, da sind Leggins mit Strasssteinen ganz normal. In anderen Studios trainieren nur Bodybuilder, dort würde jemand mit modischen Spielereien dann eher negativ auffallen“.

Über den Autor

Bild von Christian Höb

Christian liebte als Kind Fifa 98 und International Superstar Soccer auf dem N64. Er hat beim Zocken aber den Ton ausgemacht und lieber selbst kommentiert. Kein Wunder also, dass Christian als Journalist und Autor im Sportressort unterwegs ist.