Nach Brandstiftung: Brandschutz ist eine Katastrophe
Schwerin, 23.08.2017 (red/sr). Das es beim Brand in der Keplerstraße 10 am vergangenen Wochenende keine verletzte Menschen gab, ist ein großes Glück. Kaputte Brandschutztüren und fehlende Feuerlöscher in den Vorrichtungen
Schwerin, 23.08.2017 (red/sr). Das es beim Brand in der Keplerstraße 10 am vergangenen Wochenende keine verletzte Menschen gab, ist ein großes Glück. Kaputte Brandschutztüren und fehlende Feuerlöscher in den Vorrichtungen hätten auch schnell in eine Katastrophe führen können. Von Stefan Rochow
Beim Brand am vergangenen Wochenende im Mueßer Holz hatten die Bewohner mehr als Glück gehabt. Wie Schwerin-Lokal.de am Sonntag berichtete, kam es in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag zu einem Brand im Mueßer Holz, der von den Bewohnern erst am Morgen bemerkt wurde.
Der Brand ereignete sich in der im zweiten Obergeschoss der Keplerstraße 10, einem Wohnkomplex, der dem Immobilienunternehmen Intown gehört. Das Unternehmen ist in den letzten Monaten immer wieder durch Mieterbeschwerden in den Blick der Öffentlichkeit und der Stadtpolitik geraten ist. Aus Protest gegen die Zustände, hatte sich im Mai eine Mieterinitiative gebildet, die mit Unterschriftenaktionen und Veranstaltungen auf die Missstände bei ihrem Vermieter aufmerksam machen möchte. Mehrmals war das Unternehmen auch schon Thema in Sitzungen der Stadtvertretung und den Ausschüssen gewesen.
Fehlende Feuerlöscher und kaputte Brandschutztüren
Die Vorwürfe, die nun nach dem Brand aus der Mieterinitiative gegen den Vermieter laut werden, haben es in sich. Durch funktionierende Brandschutztüren konnte am vergangenen Wochenende eine Ausweitung des Brandes und die damit zusammenhängende Rauchentwicklung verhindert werden. Anders hätte es aber ausgesehen, wenn der Brand an einer anderen Stelle des Gebäudes ausgebrochen wäre.
So gibt es beispielsweise nur ein Stockwerk unter dem Brandflur Brandschutztüren die beschädigt sind und die bei einem Brandausbruch die Ausbreitung eines Brandes hätten nicht verhindern können. Wenn die Bewohner Samstagnacht den Brand hätten löschen wollen, dann wäre das schlichtweg nicht möglich gewesen: In keiner der vorgesehenen Halterung befindet sich im Haus ein Feuerlöscher.
Zusammenhang mit Brandstiftung Anfang Januar nicht ausgeschlossen
Der Brand in der Keplerstraße ist nicht der erste Brand in dem Wohnkomplex. Schon am Neujahrstag gab es dort einen Brand. Damals wurde, wie diesmal auch, ein Kinderwagen in Brand gesteckt. In beiden Fällen waren Wohnungen das Ziel der Brandstiftung, in denen Menschen mit Migrationshintergrund wohnten. Der Brand vom Wochenende wurde in einem Flur gelegt auf dem lediglich nur ein Mann mit Migrationshintergrund wohnt. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund beider Brandstiftungen liegt daher nahe. Diesen verneint die Polizeiinspektion Schwerin aber. Zwar seien beide Brände auf Brandstiftung zurückzuführen. „Es liegen keine Erkenntnisse zu Fremdenfeindlichkeit vor.“, sagt Steffen Salow, der Pressesprecher der Polizei. Im Moment würde in alle Richtungen ermittelt werden.
Auch im Zusammenhang mit dem Brand am Neujahrstag würden im Moment noch die Ermittlungen laufen. Das es einen Zusammenhang zwischen beiden Taten geben könnte, kann nach Ansicht der Polizei nicht ausgeschlossen werden. „Wir prüfen alle relevanten Ereignisse in Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaft und dem Vermieter“, sagt Steffen Salow. ob es sich bei beiden Fällen um den gleichen Täter handelt, das müssen nun die Ermittlungen ergeben.
Mieter erwarten vom Vermieter schnelles Beheben der Brandschutzmängel
Hinsichtlich des katastrophalen Brandschutzes in der Keplerstraße stellt sich die Frage, warum so etwas in einem Wohnhaus mit gut 150 Wohneinheiten passieren kann? In erster Linie sind die Eigentümer dafür verantwortlich, dass die Vorschriften des Brandschutzes eingehalten werden. Bei Hochhäusern wäre die Landeshauptstadt aus der Verordnung über die Brandverhütungsschau des Landes verpflichtet, alle drei Jahre eine Brandverhütungsschau durchzuführen.
Als Hochhäuser gelten Gebäude, die eine Mindesthöhe von 22 Metern aufweisen. Bei dem Gebäude in der Keplerstraße ist das nicht der Fall. Die Mieter haben sich jetzt an den Vermieter gewandt, um ihn auf den mangelnden Brandschutz aufmerksam zu machen. Ob Intown reagieren wird, bleibt abzuwarten. Sollte nichts passieren, dann bleibt den Bewohnern die Möglichkeit sich an die kommunale Bauaufsicht zu wenden. Diese kann dann gegen den Hauseigentümer bauaufsichtsrechtliche Maßnahmen erlassen.