The Promise (OmU, 2016)

Am 2. Juni 2016 beschloss der deutsche Bundestag trotz heftiger Proteste der türkischen Führung mit breiter Mehrheit einen Antrag, der die Massentötung von Hunderttausenden Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord eingestuft.

© Capelight Pictures

Auch mehrere Filmemacher widmeten sich mittlerweile dem Thema wie z.B. der deutsche Filmemacher Fatih Akin mit THE CUT (2014). THE PROMISE ist allerdings der bislang teuerste Film, der sich mit dem Völkermord an den Armeniern auseinandersetzt. Im Zentrum steht dabei der armenische Medizinstudent Michael (Oscar Isaac), der 1914 kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Konstantinopel reist um dort zu studieren. Vor Ort trifft er auf den Journalisten Chris Myers (Christian Bale) und dessen armenische Freundin Ana (Charlotte Le Bon). Ana hat lange Zeit in Paris gelebt hat und möchte nun aber zu ihren Wurzeln zurückkehren. Chris interessiert sich für den drohenden Krieg. Michael verliebt sich in Ana und beginnt eine Beziehung mit ihr, die allerdings schwer aufrechtzuerhalten ist, denn als der Krieg ausbricht, versinkt die Stadt im Chaos. Michael und Ana müssen fliehen. Chris versucht derweil den Genozid an den Armeniern öffentlich zu machen.

Große Liebe in Zeiten der Verfolgung

THE PROMISE erinnerte mich in mehrerlei Hinsicht an Russell Crowes THE WATER DIVINER/DAS VERSPRECHEN EINES LEBENS. Auch hier wird eine emotionale Geschichte vor dem Hintergrund des ersten Weltkriegs erzählt und auch hier dachte ich mir: „Der Endcredits-Song ist irgendwie das Beste an diesem Film.“

Chris (Christian Bale) und Ana (Charlotte Le Bon) – © Capelight Pictures

So richtig gepackt hat mich die über weite Teile doch recht zähe Geschichte nicht wirklich. Die Kombination aus Liebesdreieck und Massenmord mag nicht so recht passen. Zudem wird nie erklärt, warum die Armenier überhaupt verfolgt werden und was eigentlich das Problem ist. Regisseur Terry George müsste es eigentlich besser können, schließlich verantwortete er auch den 2004 erschienenen Film HOTEL RUANDA über den Völkermord in Ruanda an den Tutsi und den gemäßigten Hutu. Und der war bewegend und hatte eine klare Botschaft. THE PROMISE hat das nicht. Der Genozid an den Armeniern bildet hier nur den dramaturgischen Rahmen für die eigentliche Liebesgeschichte. Wäre es umgekehrt, dann wäre das Material oscarreif. Christian Bale hat eigentlich eine eher untergeordnete Rolle. Er darf Charlotte Le Bon küssen, dazwischen ein bißchen Kriegsjournalismus betreiben und einen Satz auf Deutsch sagen, den man aber selbst als Muttersprachler nicht ohne Untertitel versteht.

Oscar und das viele Geld

Einem tue ich wahrscheinlich besonders unrecht mit meiner Wertung. Diese Person heißt Oscar Isaac, der hier wirklich fantastisch spielt – und der nebenbei bemerkt auch einen soliden armenisch-englischen Akzent hinkriegt. Nimm‘ das, Batman!

Oscar Isaac als Michael – © Capelight Pictures

Aber er allein kann den Film nicht retten. Ihm gelingt es noch halbwegs über das ansonsten schwache, in Teilen auch zu gewollt wirkende Drehbuch hinwegzutäuschen. Ich verstehe nicht ganz, warum mehrere Schauspieler, darunter auch Größen wie Leonardo diCaprio oder Sylvester Stallone, den Film derart gelobt haben. Allein schon aus narrativer Sicht tun sich da Abgründe auf: Michael ist immer genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wohlwollend betrachtet könnte man darin eine gewisse Effizienz sehen, aber gerade durch diese zu „runde“ Biografie wirkt seine Figur, wie auch die der anderen, sprunghaft und nicht immer in seiner Motivation schlüssig. Ungewöhnlich ist, dass der Film komplett von Milliardär Kirk Kerkorian finanziert wurde – wir reden hier von einer Summe in Höhe von 90 Millionen Dollar. Dem Sohn armenischer Einwanderer und ehemaligen MGM-Chef war es ein persönliches Anliegen. Den fertigen Film konnte er allerdings nicht mehr sehen, da er im Juni 2015 verstarb.

3/6 bzw. 5/10

Trailer: © Capelight Pictures

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