Interview mit der Autorin Anni Bürkl

 

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Heute habe ich mal wieder eine österreichische Autorin zu Gast. Sie schreibt Krimis und Sachbücher.

Guten Tag Anni Bürkl.

Servus!

Dein neuester Krimi „Häusermord: Ein Fall für Wolf Nowak“ spielt in Wien. Erzähl uns doch etwas darüber.

haeusermord

Lassen wir doch kurz den Klappentext sprechen. (Wenn er sprechen könnte, wäre das tatsächlich eine große Erleichterung für uns Autoren!)

Revierinspektor Nowak bekommt statt seines Frühstücks einen menschlichen Arm auf den Kaffeehaustisch. In der flirrenden Sommerhitze nimmt er die Ermittlungen in einem Mord ohne Leiche auf. Die Spur führt in ein altes Miethaus, das kürzlich den Besitzer gewechselt hat. Waschmuth will vor allem eines: Viel Geld mit den Wohnungen machen. Er scheut vor nichts zurück, um die Altmieter los zu werden. Einen Teil des Hauses haben Punks besetzt, unter ihnen findet Nowak überraschend seine Jugendliebe Antonia wieder. Noch ahnt er nicht, dass er sie mit seinen Ermittlungen in tödliche Gefahr bringt. Kann er das Rätsel lösen, bevor ein weiterer Mord geschieht?
Ein authentischer Kriminalroman vor der Kulisse des sich verändernden Wiens im 21. Jahrhundert. Von der Autorin der erfolgreichen Salzkammergut-Krimis rund um Teelady Berenike Roither (Gmeiner Verlag).
„Anni Bürkl entführt uns mit „Häusermord“ in ein modernes Wien Noir, in reich bebilderter Sprache und mit hintergründigem Humor, fesselnd bis zur letzten Seite. Nowak ist für mich der Ermittler des Jahres.“ (Nicole Neubauer, Autorin von „Kellerkind“ und „Moorfeuer“)

Soweit die offiziellen Informationen.
Begonnen hat alles mit den überhandnehmen Bauarbeiten in Wien und besonders in meinem Viertel, der Leopoldstadt, die gerade zum In-Viertel geworden ist. Billig Häuser kaufen – aufwerten, ausbauen, bessere Wohnungen schaffen – und dann teuer verkaufen. Das Haus oder die Wohnungen. Bisher war es in Wien üblicher, zur Miete zu wohnen, heute gibt es immer mehr Eigentum – das sich aber die Wenigsten leisten können, außer ein paar Neureiche und so.
Und für diesen Zweck ihres möglichst großen Profits gehen die Hausbesitzer … nun, vielleicht nicht über Leichen :-), aber auch nicht gerade zimperlich mit bisherigen, sogenannten Alt-Mietern um. Mit legalen oder illegalen Methoden versuchen sie, die Leute zum Auszug zu bewegen. Jeder neue Mietvertrag ist schließlich lukrativer. Außerdem steigen die monatlichen Mieten ständig, sodass man bei einem Umzug eigentlich immer mit mehr Kosten rechnen muss, nicht nur für die Übersiedelung, sondern eben auch für die monatliche Miete.
Naja, und dieses Szenario habe ich auf die Spitze getrieben und einen Mord geschehen lassen … rein fiktiv, versteht sich. Obwohl es tatsächlich in einem fast leeren Wohnhaus in Wien einen sehr mysteriösen Todesfall gab – die Ermittlungen wurden eingestellt. Da kann man sich nun einiges vorstellen …
Inspiriert wurde ich auch von den Ereignissen rund um die „Pizzeria Anarchia“. Der Käufer eines Hauses hat selbst Punks zum gratis Wohnen eingeladen, in der sehr durchschaubaren Hoffnung, so die Altmieter von früher zu vertreiben. Als er nun wollte, dass die Punks auch wieder ausziehen, war das halt nicht so einfach … und dann gingen 1700 Polizisten gegen ein Dutzend Punks vor. Irgendwie eine sehr Wienerische Angelegenheit. Und die Sympathie war eher weniger aufseiten des Hausspekulanten.

Die meisten deiner bisherigen Krimis gehören zu der Salzkammergut-Serie. Hast du eine besondere Beziehung zu dieser Gegend?

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Mein Partner und ich sind seit Jahren Fans der Gegend. Wir sind häufig in Altaussee, wo ja auch die Serie spielt bzw. dort ist meine Ermittlerin, Teelady Berenike, zu Hause, die einzelnen Fälle spielen ja auch am Traunsee oder in Hallstatt.
Im Salzkammergut kann das Sommerwetter sehr unstet sein, es regnet häufig – häufiger als anderswo. Und an einem dieser düsteren, verregneten Tage habe ich festgestellt, dass dieser dunkle See, umgeben von seinen düsteren Bergen, eine Stimmung zaubert wie in einem nordischen Krimi.
Und so fing alles an!

Die Protagonistin der Salzkammergut-Krimis ist die Besitzerin einer Teestube. Du trinkst selber gerne Tee. Hast du dir da ein Alter Ego geschaffen?

Durchschaut. 🙂 Ich habe mir früher gern vorgestellt, mit jemand Zweitem einen Teesalon kombiniert mit einem Schreibsalon zu betreiben. Aber ich denke, das wäre vielleicht doch zu viel Arbeit neben dem Schreiben … bei aller Liebe zum Tee und seinen guten Düften.

Außerdem hast du auch zwei historische Kriminalromane geschrieben. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ spielt in Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Was macht diese Zeit für dich so interessant?

Es war allgemein eine Zeit großer Umwälzungen, unter anderem entstand damals das, was wir heute unter moderner Kriminologie verstehen. Exakte Untersuchungsmethoden wurden entwickelt, sehr im Gegensatz zu dem früheren Ansatz, unter Folter ein Geständnis zu erreichen. Fakten sprechen zu lassen, Beweise, das wirkt schon sehr modern, dabei ist das 200 Jahre her.

„Die Spionin von Wien“ spielt auch in Wien, aber zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Hast du dich so intensiv mit der Geschichte Wiens beschäftigt?

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Ich liebe Geschichte, und natürlich besonders die Geschichte meiner Heimatstadt. Ich bin nun mal ein Kind dieser Stadt. Ich lese also sehr gern über das, was früher geschehen ist, die tatsächlichen Spuren sind teilweise im Stadtbild vorhanden, manchmal versteckt, wie z. B. Ein ehemaliger Grenzstein der Stadt, der heute bei der Stiftskirche auf der Mariahilfer Straße (Einkaufsstraße) steht. So klein war die Stadt einmal! Anderes ist im Erdboden versteckt, wir haben nun mal eine vieltausendjährige Siedlungstradition seit der Römerzeit und davor. Die Archäologie hat es schwer, Dinge zu retten, das geht nur, wenn mal gebaut wird. Dann haben sie aber wenig Zeit …

Du hast mit „Chili con Amore“ auch einen Ausflug in die Welt der Komödien gewagt. Wie ist es dazu gekommen. Wird das ein Einzelfall bleiben?

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Das werden wir sehen – eigentlich habe ich viel Spaß daran, was Vergnügliches zu schreiben. Ist nicht das ganze Leben manchmal zum Lachen?

Auf deiner Homepage habe ich gelesen, dass du keine Bücher mehr kostenlos abgibst, auch nicht als Rezensionsexemplare. Warum das? Drückt das nicht die Zahl der Rezensionen enorm?

Warum ist einfach erklärt, wie schon dort steht: Es war ein ewiges Gebettel – Rezensenten möchten Bücher, die Autoren Rezensionen. Dann geht das noch oft insofern schief, als nie eine Besprechung erscheint. Niemand ist zufrieden.
Wozu also das Ganze?
Zumal man hört, Bloggerinnen möchten lieber unabhängig rezensieren … sich nicht verpflichtet fühlen durch ein geschenktes Buch.
Bisher hat sich meine Entscheidung nicht negativ ausgewirkt, ich habe dafür feine Interviews geführt oder z. B. etwas speziell über die Entstehungsgeschichte von „Häusermord“ erzählt und dergleichen mehr … das heißt eigentlich, die Sache hat sich verschoben, von Rezensionen zu anderen Formaten.

Hast du einen Lieblingsschriftsteller?

Das kann ich echt nicht sagen … es wäre unfair allen gegenüber, die ich nicht erwähne.

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Immer. 🙂
Der nächste Berenike-Krimi ist schon im Lektorat. Er soll im August 2017 erscheinen.

Möchtest du den Leser*innen sonst noch etwas erzählen?

Danke, dass ihr „mich“ lest. Ich freue mich immer noch so darüber wie am Anfang!
Bei einer Rückmeldung zu einem meiner Bücher bekomme ich ein Grinsen im Gesicht.
Weil ich diesen „Unsinn, von dem man nicht leben kann“, ja doch zum Beruf gemacht hab.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast, Anni Bürkl. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit dem Blog!