Dienstag, 28. März 2017

Von Bärten und Härchen: Capellini agli agretti (o barba di frate)



Ich kann mich noch an meine ersten Erfahrungen bei den morgendlichen Einkäufen auf dem Campo de' fiori erinnern. Schleierhaft war mir, warum es in Rom keinen Schnittlauch zu kaufen gab. Ganze Töpfchen schon, meist im Gartencenter, dem wir ab und an einen Besuch abstatten, aber nicht im Bund. Immer wenn ich dann auf dem Markt aus der Ferne dieses Kraut erspähte, stürzte ich hoffnungsvoll darauf zu, nur um dann wieder feststellen zu müssen, dass es sich um Mönchsbart handelte. Der "Bart des Mönchs" - Barba di frate - war für mich ein bis dato unbekanntes Gewächs, und ich konnte nichts damit anfangen. Dunkel erinnere ich mich, dass ich dieses krautartige Gemüse einmal gekauft habe; großen Eindruck aber hat es nicht hinterlassen.




Mönchsbart hat kein besonders ausgeprägtes Aroma; feine Gaumen können allerdings einen Hauch von Salz und eine Ahnung von Säure erspüren, um es mit blumigen Worten auszudrücken. Die ebenso geläufige Bezeichnung "Agretti" (von agro - sauer, herb) nimmt auf diese Geschmacksstoffe Bezug.
Darüber hinaus soll "Salsola Soda", so der botanische Name, ungemein gesund sein: Kalzium, Vitamin C sowie Vitamine der B-Gruppe sind reichlich vorhanden. Der hohe Gehalt an Natriumkarbonat (Pottasche) machte dagegen in der Vergangenheit das Kraut für die Herstellung von Seifen oder auch Glas interessant. So kultivierte man einst Mönchsbart in der Lagune von Venedig, um die Glashütten von Murano damit zu versorgen.
An den zur Zeit angebotenen Sträußchen konnte ich dieses Mal nicht vorbeigehen. Der Mönchsbart bekam also von mir eine zweite Chance, und ich dachte mir auf meinem kurzen Nachhauseweg nach dem Einkauf ein einfaches Rezept dazu aus.
Beim Barte des Mönchs - dieser zweite Versuch hat mich von der Barba di frate überzeugt!
Die Kapern und die getrockneten Tomaten verstärken das salzige Aroma, und der Zitronenabrieb sorgt für ausreichend Frische, um dem Mönchsbart etwas von seinem "grasigen" Geschmack zu nehmen. Zusammen mit meiner Lieblingspasta Capellini (Härchen) schmeckte es einfach perfekt!




Zutaten
(für 2-3 Personen)


  • ca. 500 g Mönchsbart
  • 8-10 getrocknete Tomaten
  • 2 El Salzkapern, gut abgespült
  • 1 unbehandelte Bio-Zitrone
  • 1 Knoblauchzehe
  • Olivenöl, extra vergine
  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer
  • 250 g Capellini, ersatzweise Spaghettini oder auch Spaghetti





Die getrockneten Tomaten abbrausen und in heißen Wasser einweichen, danach nochmal abspülen und in Streifen schneiden. Die Salzkapern lange und gründlich abspülen.
Von dem Mönchsbart großzügig Wurzelansätze sowie die bräunlichen Abschnitte wegschneiden und unter fließendem Wasser waschen.
Mönchsbart in köchelndem Salzwasser 3-4 Minuten blanchieren, dann in ein Sieb abgießen.
In einer Pfanne reichlich Olivenöl erhitzen und die zerdrückte Knoblauchzehe und die in Streifen geschnittenen Tomaten dazugeben. Kurz anschwitzen, ohne dass die Knoblauchzehe verbrennt. Abgetropften Mönchsbart sowie die Kapern untermischen und kurz erhitzen.
Die Capellini al dente kochen (ca. 2 Minuten), dann zu dem Mönchsbart in die Pfanne geben und gegebenenfalls noch etwas von dem Nudelkochwasser untermischen. Knoblauchzehe entfernen.
Mit Salz, Pfeffer und Zitronenabrieb abschmecken.


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

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