Mittwoch, 22. März 2017

Das erste Mal von hinten














Ich weiß noch, wie ich sie – das muss ganz am Anfang unserer Beziehung gewesen sein – zum ersten Mal von hinten genommen habe. Das war sogar noch bei meinen Eltern. Ob das immer noch in meinem alten Kinderbettchen, äh, Jugendbett meine ich natürlich, gewesen ist, weiß ich nicht mehr. Passend wär es auf jeden Fall gewesen, aber ich glaube, da hatte ich schon mein schwarzes Futon, dass ich danach, als wir schon lange verheiratet waren, von Wohnung zu Wohnung geschleppt habe, bis es schließlich (das war bestimmt erst in Duisdorf) unter meiner immer größer werdenden Last den Geist aufgab. Und wir uns dieses vornehm aussehende, schwarze Bett mit den Füßen kauften, aber das ist eine andere Geschichte…


Das war glaub ich an einem Samstag. An einem Samstagmorgen. Ich kann es nicht mehr genau sagen, aber die Tatsache, dass Nadine und ich danach noch in der Stadt einkaufen waren spricht eigentlich schon dafür. An welchem anderen Tag hätte sie schon mit mir am Vormittag einkaufen gehen können?! Auch die Tatsache, dass sie bei mir übernachtete spricht für eine Nacht von Freitag auf Samstag. Was wohl meine Eltern dachten, als sie unter uns, unter meinem Zimmer (immerhin hatten wir Holzwände!) Fernseh guckten…? Aber vielleiht will ich das auch gar nicht wissen. Und auch so denke ich sowieso viel zu viel darüber nach, was die Leute über mich denken. Und nicht, was ich über mich denke (was im Übrigen noch viel schlimmer ist). Sie war bei mir, ich war 19, sie 24 und sie übernachtete bei mir. Bei mir im Zimmer. Was wohl meine Eltern dachten, was da keine 4 Meter (Altbau eben) über ihren nichtsahnenden Köpfen alles so vor sich ging?? Ich kann mich immer noch an den Satz erinnern, den Nadine vor ein paar Jahren oder vielleicht sogar kurz vor der Trennung, keine Ahnung einmal gesagt hat. Vom Stapel gelassen hat.

„Damals haben wir es ja dauernd gemacht.“

Oder war es:
„Damals hatten wir ja dauernd Sex.“

Oder sogar:
„Damals haben wir es ja dauernd getrieben:“

Keine Ahnung, wie sie das damals noch mal gesagt hat. Irgend so was. Und fragen kann ich sie auch nicht mehr (weiß Gott nicht…oder der Teufel?). Irgend so was war das. Auf Spanisch.

Entonces lo hacíamos cada rato...

‒ Todo el tiempo…

‒ Día y noche…

‒ …como los conejos…

“…wie die Hasen…”

…und ist der Rasen nass, macht es auch im Stehen Spaß

Ich weiß es nicht mehr, obwohl ich fast nur noch in der Erinnerung lebe. Oder gerade weil ich fast nur noch in der Erinnerung lebe??

Auf jeden Fall hatte sie bei mir übernachtet. Keine Ahnung, ob wir schon am Abend davor miteinander geschlafen hatten oder nicht. Ich habe keine Ahnung. Sowieso nicht. Aber das ist auch egal. Denn am nächsten Morgen schliefen wir auf jeden Fall miteinander. Wir wachten morgens auf, schnuckelten uns aneinander, ich umarmte sie von hinten und wie so oft in den nächsten 19 Jahren konnte ich nicht widerstehen. Sie war aber auch so warm, ihr Körper war eine richtige Heizung. Ganz anders als bei Conchita. Komisch, dabei kam Conchita doch aus Südspanien. Aus Andalusien, wo es eigentlich wärmer war als in Ecuador. Keine Ahnung. Wie immer. So warm, dass wir uns in Schottland, wo es im Winter scheißkalt war und wir nur eine Elektroheizung hatten, die scheißteuer war, immer aneinander geschmiegt hatten, nachts. Jede Nacht. Im Winter. Denn im Sommer war sie ihm viel zu heiß. Im wahrsten Sinne des Wortes. Da hielt er keine fünf Minuten neben ihr aus. Jetzt, wo er dies schreibt und darüber nachdenkt, kommt es ihm in den Sinn, dass er vielleicht genauso heiß war oder ist wie sie. Deswegen schwitzt er auch dauernd so. Wo sind all diese Umarmungen, diese Erinnerungen eigentlich hin. Wie weggewischt, so als hätte er nie in ihrem Leben existiert. Oder ist das nicht wahr und sie denkt genauso noch an ihn. Nur anders, sonst wär sie bestimmt schon wieder mit ihm zusammen.

Wie dem auch sei, an diesem Morgen umarmte er ihren warmen, weichen Körper von hinten. Wie so oft. Fuhr ihr mit der Hand über das kleine Bäuchlein, das sie trotz ihres dünnen, kleinen Körpers immer hatte, dieses kleine, süße Bäuchlein. Ging ihr mit der Hand von hinten in die Unterhose, zog sie ihr langsam runter. Zog sich seine eigene Unterhose runter. Stocherte – wie immer – ein bisschen zwischen ihren Arschbacken hin und her, mit seinem Penis (so erfahren war er, wie gesagt, damals noch nicht – nicht so erfahren wie sie). Packte ihr mit der Hand an den Hintern, ihren kleinen Hintern, den ich immer so schön fand, obwohl sie lieber einen größeren gewollt hätte. Stocherte also so ein bisschen im dunklen herum, unter der Decke (aber vielleicht war es ja sogar draußen noch dunkel, keine Ahnung), bis ich, beziehungsweise mein kleiner Freund, auch so, auch von hinten einen Eingang zum Glück fand. Sie werden sich jetzt wahrscheinlich an den Kopf packen, aber Sie müssen bedenken: Nadine war erstens meine erste Freundin – ich hatte also null Erfahrung. Und zweitens gab es damals – damals, als die Dinosaurier noch die Erde bevölkerten – noch keine Internetpornos. Pornos gab es schon, aber nicht im noch nicht vorhandenen Internet, sondern im Fernsehen. Und die waren soft. Ganz soft. So soft, dass man manchmal mit der Käsestange in der Hand vor dem Fernseher förmlich verhungerte, bis irgendwann mal eine vollkommen behaarte Muschi aus den Sechziger oder Siebziger Jahren zu sehen war. Nicht wie heute, wo 14-Jährige sich die Gangbang-Party thailändischer Milf Shemales im Internet kostenlos angucken können. Diese Filmchen hießen dann immer "Schulmädchen-Report" oder "Lass jucken, Kumpel" und waren für den Anschauungsunterricht eher ungeeignet. Heute sind wahrscheinlich Sado-Maso-Fesselspielchen mit Einlauf die Norm bei Jugendlichen. Wie gesagt hatte ich noch nicht so viel gesehen, aber auch sonst null praktische Erfahrung, als ich an diesem frühen, warmen, kuscheligen Samstagmorgen auf wundersame Weise Nadines Hintertürchen fand. Und immer weitermachte – weil mich das natürlich erregte, so das erste Mal von hinten, wie sollte es denn nicht?!). Bis ich schließlich kam. In Ihr. In ihr? Nein, in dem Kondom natürlich. Damals war sie noch nicht schwanger und nahm noch nicht die Pille, also kam ich wahrscheinlich in dem Kondom. Guckte sie erschrocken an. Oder guckte auch sie mich erschrocken an. Sie ahnen es: keine Ahnung. Weil ich das noch nie gemacht hatte…oder weil ich in meiner unendlichen Naivität, meiner unendlichen Unschuld dachte, dass das Hintertürchen doch das „echte“ Hintertürchen wäre, dass ich also an diesem warmen, kuscheligen Samstagmorgen nicht nur zum ersten Mal eine Frau von hinten befriedigt (?) hatte, sondern auch Analverkehr begangen hatte. Ihren Anale Grande durchschifft hatte. Wer weiß schon, was ich damals dachte, in meinen jungen Jahren, was ich da für Ideen hatte: Aber das war eine davon. Leider

Also guckte ich sie erschrocken an (warum eigentlich? War das eine Sünde, oder was? Ich war zwar Katholik, aber das war dann doch zu viel des Guten, wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. Warum dachte ich, dass das so schlimm sei? Von hinten. Eine Sünde. Das macht man nicht. Fast hörte ich meine Mutter es hinter der fest verschlossenen Tür sagen…), bis sie schließlich sagte: "Ist das ok so?" Weil sie meinen erschrockenen Blick bemerkte? Oder weil sie auch keine Erfahrung damit hatte? Kann ich mir nicht vorstellen. Sie hatte ja einen Freund gehabt. Kann ich mir nicht vorstellen, dass der das nie bei ihr ausprobiert hat. Der war ja laut ihrer Aussage auch schon älter. Keine 65, aber damals schon Mitte zwanzig als sie gerade 19 war. Erfahrener. Genau wie sie im Vergleich zu mir.

Auf jeden Fall war ich sichtlich geschockt, sagte nicht viel an diesem Morgen. Nicht so viel wie sonst. Selbst noch nicht, als wir später zu einem Einkaufsbummel in die Stadt gingen. Die voll von Menschen war. Schämte mich nicht so sehr wie sonst dafür, dass sie älter als ich war. Dass sie noch älter aussah.

(heute schäme ich mich dafür)

(dass ich mich damals geschämt habe)


(warum hat dich das eigentlich damals so mitgenommen? Dass du sie von hinten genommen hast, dass du von hinten mit ihr geschlafen hast? Obwohl du ja hundertprozentig das richtige Loch getroffen hast, denn sonst wär der Widerstand schon noch größer gewesen. Hast du etwa ernsthaft gedacht, dass machen nur Schwule? Aber kein Mann mit seiner Frau? Kein Junge mit seiner Freundin, seiner ersten Freundin? Und Tiere, die machen das auch, von hinten? Aber doch nicht du! An einem Samstagmorgen!)

(oder lag deine überzogene Reaktion gar an einem Kindheitstrauma? An einem all die Jahre verdrängten Kindheitstrauma? Bis zu diesem bis heute unvergessenem Samstagmorgen? Weil dich jemand von hinten      )

Später wurde das auf jeden Fall zu einer deiner Lieblingspositionen. Lieblingsstellungen. Morgens gemütlich im Bett kuscheln und so scheinbar ganz nebenbei ein kleines Röhrchen verlegen. Von hinten. Sie umarmend, ihre Wärme spürend, ihren warmen Körper, ihren warmen, kleinen Körper. In der Dunkelheit rumstochernd

In der Dunkelheit ihrer Hautfalten, ihrer warmen Hautfalten