Literaturrecherche: Worauf muss ich als Studentin bzw. Student achten?

Auslage mit Croissants

Ein Gastartikel von Heike Baller

 

Egal ob Seminar- oder Abschlussarbeit: Sie haben ein Thema. Um dafür passende Literatur zu finden, nutzen Sie die Begriffe aus dem Titel und dem Untertitel Ihrer Arbeit sowie die Fragestellung als ersten „Steinbruch“. Suchen Sie zudem Synonyme (gegebenenfalls auch fremdsprachige). Arbeiten Sie mit Ober- und Unterbegriffen. Am besten ist es, wenn Sie alle relevanten Begriffe Ihres Themas in einer Tabelle zusammenfassen, sortiert nach Ober- und Unterbegriffen, Synonymen usw.

Bibliotheken kennenlernen und Schulungsangebot nutzen

In der Regel lernen Sie im Laufe des Studiums die wichtigsten für Sie relevanten Bibliotheken kennen. Wenn Sie mit den Bibliotheken Ihres Studienortes noch nicht vertraut sind, nutzen Sie deren Einführungen in Kataloge, Datenbanken und Recherchestrategien. Bereits für Ihre Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen ist ein Gang dorthin – auch ein virtueller zu den digitalen Angeboten – hilfreich. Wenn Sie dann nämlich an Ihrer Arbeit sitzen, sind Ihnen die Möglichkeiten schon vertraut, die Ihnen dort geboten werden.

Wie sucht man in einem Bibliothekskatalog?

Freitext-, Schlagwort- und Stichwortsuche

Ankündigung des Onlinekurses

In den Katalogen können Sie meist in einer Freitextsuche, ähnlich wie bei Google, Ihre Suchbegriffe eingeben. Sie können aber auch die spezifischen Felder wie Autor, Schlagwort, Titel, Jahr, Verlag usw. verwenden.

Bibliotheken weisen Publikationen sog. Schlagwörter zu, das sind die Suchbegriffe, die sie nach einem Regelwerk – RAK oder seit neuestem RDA – vergeben. Wörter, die im Titel einer Publikation vorkommen bezeichnet man als „Stichwörter“.

Rechercheinstrumente

  • Kataloge Ihrer Hochschule: Hier finden Sie die Bestände der einzelnen Bibliotheken – Universitätsbibliothek, Institutsbibliotheken, Fachdatenbanken, digitale Publikationen. Der große Vorteil: Sie haben auf hier verzeichnete Titel in der Regel direkten Zugriff – entweder online oder vor Ort in der Bibliothek.
  • Meta- und Verbundkataloge: Das sind Kataloge mehrerer wissenschaftlicher Bibliotheken, die unter einer einheitlichen Suchmaske abgefragt werden können. Verbundkataloge umfassen meist die Hochschulen eines Bundeslandes oder einer Region. Der Karlsruher virtuelle Katalog (KVK), der Vater der Metakataloge, bietet die Möglichkeit, mehrere Verbundkataloge weltweit sowie wissenschaftliche Datenbanken gleichzeitig abzufragen.
  • Spezialbibliotheken: Solche Bibliotheken gibt es in allen größeren Städten. Meist sind sie an einzelne Institutionen (zum Beispiel Museen, Interessensvertretungen etc.) angebunden.
  • Wissenschaftliche Suchmaschinen und Datenbanken: Exemplarisch möchte ich hier auf BASE als Datenbank mit einem großen Bestand an Open-Access-Titeln oder auch auf Web of Science hinweisen. Für Medizininteressierte ist Pubmed unerlässlich, der Suchort für aktuelle medizinische Literatur. Mein Tipp: Achten Sie darauf, welche Sprache die Suchmaschine oder die Datenbank spricht. Viele Rechercheinstrumente funktionieren nur, wenn Sie sie auf Englisch füttern.
  • Fachportale: Für einzelne Wissenschaftszweige gibt es Portale, z. B. Sowiport oder Fachportal Pädagogik, bei denen Sie neben Literatur auch andere Angebote finden.
  • Literaturverwaltungssoftware: Erkundigen Sie sich, ob es an Ihrer Hochschule Campuslizenzen für eine Literaturverwaltungssoftware gibt. Ansonsten gibt es noch die kostenlose Software Zotero, die Ihnen helfen kann, Ihre Recherche-Ergebnisse zu organisieren. Andere Literaturverwaltungssoftwares bieten als zusätzlichen Nutzen auch die Möglichkeit zur Literaturrecherche direkt aus der Software heraus.

Und was ist mit Google Scholar?

Aus einer Studie für medizinische Fachliteratur zu einem bestimmten Thema vor einigen Jahren ging hervor, dass Google Scholar aktueller ist als selbst Pubmed. Ist das dann nicht die erste und auch beste Anlaufstelle? Meine Antwort: Jein.

Als erste Anlaufstelle, wenn ich noch keinen Überblick habe, kann Google Scholar tatsächlich Hinweise bieten. Doch das Ranking innerhalb dieser Suchmaschine geht nach Aufrufen – d. h., ältere Beiträge finden sich weiter oben.

Die Filter auf der linken Seite sind zwar nützlich, aber nicht so effektiv, wie sie sein könnten. Der größte Nachteil aber ist: Es handelt sich um eine nicht redaktionell betreute Angelegenheit. Was Google Scholar findet, ist eher zufällig. Sie können nicht sicher sein, mit diesem Angebot gründlich recherchiert zu haben. Datenbanken und Kataloge sind wesentlich zuverlässiger.

Wenn Sie nun wissen, wo Sie was suchen, kann es losgehen!

Sie haben in Ihrer Tabelle Ihre Suchbegriffe organisiert und können diese nun in Ihre Suchorte einspeisen. Suchen Sie verheißungsvolle Kombinationen der Begriffe und dokumentieren Sie, was und wo Sie bereits gesucht haben, evtl. sogar, ob Sie dort fündig geworden sind. Sitzen Sie nämlich längere Zeit an einer Recherche, kann Ihnen der Überblick schon mal verloren gehen.

Viel Erfolg!

Foto von Heike Baller

Über die Autorin

Heike Baller, M. A., seit 1995 als freiberufliche Rechercheurin tätig. Unterrichtet Internet- und Literaturrecherche an der Universität Köln, gibt Rechercheseminare für Lehrerinnen und Lehrer an der Akademie des Deutschen Philologen-Verbandes und beim Lehrerverband NRW.

Website: http://www.profi-wissen.de

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