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Freitag, 30. September 2016

Nr.84 Von " Tun ... bis ... Lassen "



Vor ein paar Tagen ist mir beim Joggen so durch den Kopf gegangen, dass sich im Leben tatsächlich vieles um zwei Dinge dreht

Dinge zu tun oder Dinge sein zu lassen. 

Kennen Sie das auch? Dieses Gefühl, dass es manchmal - auch wenn sich eine Situation gerade zentnerschwer anfühlen mag - skurrilerweise trotzdem irgendwie einfacher erscheint an Dingen dranzubleiben, als sie sein zu lassen. Bleiben wir mal beim Joggen, zum Beispiel. Wann immer ich beim Laufen durch den Park vielleicht nicht ganz so motiviert bin und möglicherweise die ein oder andere Gehpause mehr eingelegt habe - natürlich nur, um mich besonders ausgiebigst zu dehnen ;-) - empfinde ich das anschließende Loslaufen als noch viel schwieriger als zuvor. 

Das mag möglicherweise daran liegen, dass man mit nur einer einzigen Pause zuviel, dem Aufgeben plötzlich verdammt nahe gekommen zu sein scheint. Gleichzeitig droht man das selbst gesteckte Ziel aus den Augen zu verlieren - was doppelt frustet und das Aufgeben noch »verlockender« macht. 

Also lieber Dranbleiben. Oder? 

Das Gute an der Sache ist, man hat ja die Wahl. Manchmal tut es ja sogar richtig gut, mal einfach alles sein zu lassen. Dem inneren Schweinehund mit einer faulen Ausrede nachzugeben. Wie zum Beispiel, dass es ja eh gleich anfängt zu regnen. Oder so ähnlich. Ich bin aber auch schon in wüstem Schneegestöber gejoggt und habe es tatsächlich genossen. Nein, falsch. Ich habe wohl eher die Aussicht auf eine heiße Dusche, vor allem aber das Gefühl, über meinen inneren Schweinehund hinausgewachsen zu sein, »genossen«.



Ich weiß nicht mehr, in welchem englischsprachigen Online Portal ich vor ein paar Wochen ein Interview mit dem Schauspieler Idris Elba gelesen habe. Auch Idris Elba hatte für das Leben eine sportliche Metapher parat. Grob gesagt ging es um das Thema Karriere und seine Ziele im Leben. Er hatte beschrieben, wie er im Schwimmbad regelmäßig seine Bahnen zieht, und dass er, wann immer er anfangen würde sich darüber Gedanken zu machen, wie viele Bahnen er denn bereits geschafft hat oder wann er denn (endlich) am Beckenrand angekommen sei, dass er an solchen Tagen nur einen Bruchteil der Bahnen schafft als an Tagen, an denen er einfach stoisch und ohne aufzuschauen sein Ding durchzieht und schwimmt. So würde er es auch mit seiner Karriere halten. Arbeiten ohne sich darüber Gedanken zu machen wann er wo, und an welchem Ziel angekommen sei.

Wobei wir immer noch irgendwie beim Sport wären ...

Es gab mal eine Zeit, da habe ich neben dem Joggen auch noch ausgiebigst Yoga betrieben. 

In meiner Yoga Anfangszeit habe ich mir dann auch recht schnell eine - meinem Ehrgeiz gezollte - Verletzung zugezogen. Seit diesem Tag nenne ich diesen, mich ab und an tatsächlich noch immer piesackenden Schmerz, meinen »vergrätzten Arschnerv«. Dieser meldet sich mal monatelang überhaupt nicht und dann wieder »nervend« zurück, haha! Und wieso das alles? Weil ich das »Beinchen« damals ganz besonders hoch in die Luft und noch fast halb über den Kopf strecken wollte, da sich doch gerade alles soooo gut angefühlt hatte! Mein Körper war zu dem Zeitpunkt jedoch für diese Art von Verrenkung noch nicht bereit gewesen, und hat mich, auf diesem Wege, dann auch mal wieder prompt Demut gelehrt.



Die ein oder andere Yoga Haltung ist übrigens ebenfalls eine sehr gute Metapher fürs Leben. Wer schon mal Yoga gemacht hat, der kennt diese völlig irre Gegensätzlichkeit. Man verharrt in einer Haltung, die primär eigentlich wehtut oder gerade ganz besonders anstrengend ist, gleichzeitig soll(te) man im »Schmerz« oder der Anstrengung jedoch entspannen.

Holla die Waldfee ... klappt nicht immer :-).

Diese Gegensätzlichkeit, von der ich nach wie vor ein Fan bin - wenngleich ich mich in den letzten Jahren wieder verstärkt aufs Joggen konzentriere - diese Gegensätzlichkeit, führt jedenfalls irgendwann tatsächlich zu einer Erleichterung!

Ein Zustand, der mich an einen Ausspruch des weltbesten Mannes in diesem Sommer erinnert. Wann immer sich uns in den letzten Wochen eine Wespe oder Biene genähert hatte, wiederholte der weltbeste Mann wie ein Mantra:

 »Sei ein Baum! Sei ein Baauuuuuummmm!«

Der weltbeste Mann hatte vor ein paar Monaten im Fernsehen nämlich einen Bericht über einen Imker gesehen, der eben dies empfohlen hatte. Die Hände in langsamen, fließenden Bewegungen durch die Luft gleiten zu lassen, sodass es die Wespe oder Biene an die Bewegungen eines Baumes erinnern möge - dieser stellt potenziell ja erst mal keine Gefahr dar.






Sag ich doch, wie im Yoga! Man wird »attackiert« beziehungsweise man verkrampft, während die Situation es jedoch erfordert, dass man »geschmeidig« bleibt.


Also wie im Leben. Oder?

Nicht zu verwechseln mit Fähnchen im Wind, natürlich. Wieso fällt mir da eigentlich wieder sofort die Politik ein? Und dann auch wieder all die anderen Geschehnisse auf dieser Welt ... in dieser Woche. In der Stadt in der ich lebe, vor meiner Haustür, in meinem Leben. All diese Ereignisse ... die ich heute einfach mal nicht kommentieren werde!



Ich lass es einfach mal sein!

Stattdessen lasse ich meine Hände in fließenden Bewegungen durch die Luft fahren und denke, dass mit so einem »vergrätzten Arschnerv« echt nicht zu Spaßen ist!

 

Schlafen Sie gut!

Ihre

Jana Hora-Goosmann



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