Weser-Kurier:Über den Auftritt von Pierre Vogel in Bremen schreibt Ralf Michel

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Am Sonnabend spricht der deutsche Islam-Prediger
Pierre Vogel am Bremer Bahnhof. Ohne juristisches Vorspiel diesmal.
Anders als 2014 hat die Innenbehörde gar nicht erst versucht, seinen
Auftritt zu verbieten. Aber sie hat ihn verlegt. Nicht mehr vorne auf
dem Bahnhofsplatz findet die Kundgebung statt, sondern hinten am
Nordausgang.

Klingt wie eine Marginalie, weist aber in die richtige Richtung im
Umgang mit Gestalten wie Vogel. Der Mann ist gefährlich, keine Frage.
Auch wenn er nicht für die islamistische Terrormiliz Daesch wirbt,
sondern sich im Gegenteil inzwischen deutlich von ihr distanziert.
Vogel ist der bekannteste Deutsche, der zum Islam konvertiert ist.
Wie kaum ein anderer nutzt er das Internet, wenn es darum geht, junge
Menschen für den Islam zu gewinnen. Geschickt bedient er sich der
Jugendsprache, noch geschickter ist er darin, Aussagen von
strafrechtlicher Relevanz zu umgehen. Vogel ist ein Einfallstor für
die salafistische Szene, ein geistiger Brandstifter, sagt der
Verfassungsschutz.

Doch sein Stern sinkt. Die Zeiten, in denen Vogel vor Tausenden
von Menschen auftrat, sind längst vorbei. Dies wäre ein Ansatzpunkt,
um ihm das Wasser abzugraben. Stell dir vor, Pierre Vogel kommt nach
Bremen und kaum einer nimmt davon Notiz.

Schön wär–s, aber auch die Gegenseite macht mobil. In der rechten
Ecke, so ist zu hören, wird ein regelrechter Auftritt geplant.
Frauen, die sich auf einer Bühne demonstrativ ihrer Burka entledigen.
Das Ganze in Sichtweite der Vogel-Kundgebung.

Eine gezielte Provokation, nichts anderes. Aber, so ist zu
befürchten, sie wird ihren Zweck erfüllen. Denn natürlich werden
Vogels muslimischen Zuhörer darauf reagieren, wie sollten sie auch
anders. Kommt es aber zu Tumulten und die Polizei muss eingreifen,
bekommt die gesamte Veranstaltung eine Aufmerksamkeit, die in keinem
Verhältnis zu ihrer wahren Bedeutung steht. Und das spielt beiden
Seiten in die Karten. Hilft es doch das Feindbild zu bestätigen und
so die Bedeutung des eigenen Kreuzzuges zu bekräftigen. Mögen sie
inhaltlich auch noch so weit auseinander liegen – in ihrem Ringen um
Aufmerksamkeit bilden der Islam-Prediger aus Frechen und die selbst
ernannten Retter des christlichen Abendlandes eine unheilige Allianz.

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