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Für drei Mühlen führte der Kleebach zu wenig Wasser

Tuchfabrik Tocksiepen. Repro: Lenneper-Koch

1692 ist der erste Hinweis zur Panzermühle im Burger Lagerbuch verzeichnet: "Im Ambt Beyenburg under dem Schneppendahle liegt eine Walckmühle, die Panzers Mulle genant, besizt Melchior Moll zu Lennep undt gibt darab jährlichs zu Martini vor eine erkenntnuss einen halben Reichsthaler." 1750 wird erwähnt, das sie unter Schuppendahl (Schneppendahl) im Gericht Mosblech (Morsbach im Berg. Land) gestanden hat. Die Mühle gehörte zu diesem Zeitpunkt immer noch einem Melchior Moll. Dieser war wiederum ein Vorfahr der heutigen Mollschen Tuchfabrik aus Lennep.

1692 standen zwei Mühlen am Teich, denn es hatte sich eine Lohmühle von Theiss Hamachers Erben zu Lennep hinzu gesellt, "worab dieselbe Lohemulle ebenmäßig jährlichs zu martini vor erkenntnuss geben einen halben Reichsthaler." Diese Lohmühle mahlte die für das Gerben von Leder erforderliche Lohe. Hierzu dienten die Rinden der umliegenden Eichenwalder vom Nagelsberg bis Schneppendahl. Wasser führte der Teich zum Walken und Mahlen genügend. Die Panzermühle war um 1800 den Erben Dussel und Berghaus zugeschrieben. Beide Anlagen müssen vor 1826 verfallen sein, denn der Urhandris von 1826 im Katasteramt gibt in diesem Bereich keinen Stauteich bzw. keine Mühlenanlagen mehr wieder.

1836 zählt Viebahn in seiner Statistik am Tocksiepen lediglich vier Einwohner. Von einem Kotten ist keine Rede, aber ein Ackergut ist zu dieser Zeit aufgeführt. 1860 taucht im Lenneper Mühlenkataster erstmalig die Walkmühle am Tocksieper Teich auf. Sie wird von einem Färber H.W. Boing (*13.8.1806) geführt. Er zeugte zwischen 1837 und 1859 nicht weniger als 13 Kinder. 1875 wurde aus der Färberei die Trikotagenfabrik von Hermann und Karl Mühlinghaus. Überlieferungen zufolge soll um 1890 dort eine Schleiferei angesiedelt worden sein - die Firma Spannagel, die auch mit Wasserkraft arbeitete. Gegen 1900 wurde das Wasserrad stillgelegt und durch Dampfkraft ersetzt. Das Wasserrad war etwas Besonderes; 1905 wurde eine Nachbildung zu Fastnacht durch Lennep getragen und als Originalität von der seinerzeitigen Lenneper Stadtverwaltung mit einem Geldbetrag prämiert.

Fabrikanlage am unteren Teich des Kleebachs. Repro: HIZ Wuppertal

Bei Nachforschungen bezüglich des Bachnamens fand ich heraus, dass das Restaurant Tocksiepen seit 1889 im Familienbesitz der Familien Hasselkus und Reinberger ist. Heute kann man von den ehemaligen industriellen Anlagen nur noch etwas erahnen. Ein großer und ein kleiner Bio-Teich halten in Erinnerung, das dort einmal mit Wasserkraft Tücher schöngefarbt und gewalkt wurden.

Obwohl dieser Bach sehr wenig Wasser führt, war er bereits 1692 im Burger Lagerbuch mit drei Wassermühlen verzeichnet. Die oberste Mühle gehörte zu dem Zeitpunkt dem Caspar Hackenberg. Die mittlere Mühle wurde von Johann Busch betrieben. Die untere Kleebächer Mühle ist als einziger Standort noch existent, jedoch auch schon 1692 erfasst, als sie dem Johann Sondermann gehörte. Erst 1804 wird diese Mühle etwas näher als Walkmühle bezeichnet. Aufgrund des geringen Wassers sind die anderen Mühlen sicherlich ebenfalls als Walkmühlen der Tuchindustrie zuzuordnen, aber gesicherte Erkenntnisse habe ich nicht darüber.

1828 ist dort die Schererei und Rauherei von Carl Eickelberg in Lennep erwähnt mit einem oberschlächtigen Wasserrad, das zwei Tuch-Langschermaschinen, vier Tuch- Querschermaschinen und eine einfache Rauhmaschine antreibt. Eine Statistik von Dr. Johann Georg von Viebahn aus dem Jahre 1836 besagt, das am Kleebach damals nur noch zwei Anlagen standen. Die untere ist als Wollwascherei ausgewiesen. Sämtliche Daten fehlen. Eine der ersten Karten von 1871 belegt zwei Teiche mit je einer Walkmühle. Die untere Kleebächer Mühle taucht erstmals 1700 bei Geschichten rund um die Lenneper Tuchmacher auf. 1829 wird sie erwähnt mit "1 oberschlachtigem Wasserrad, 2 Cilinder- Scheermaschinen, 4 Scheer-Tischen und einer Rauhmaschine". 1842 ist sie vermietet an Heinrich Sebes in Lennep. In dieser Zeit  wird auch zum ersten Mal auf den Wassermangel hingewiesen, durch den sich an dem Bach keine drei Mühlen halten konnten. 1853 wird sie laut Eintragung von Heinrich Buscher (7.10.1802 - 19.1.1881) aus Hückeswagen als Färberei betrieben. 1900 ist dort eine Kugellagerfabrik von Karl Hager erwähnt. 1942 ist die Fabrik im Besitz der Plandeckenfabrik Albert Moll, aber zu der Zeit außer Betrieb. 1962 zog eine Härterei und Vergüterei ein. 

Etwa 400 Meter talabwärts ist der (neue) Standort Kleebach mit seiner letzten Fabrik noch gut zu erkennen. Geht man in das Tal hinein, kommt man unmittelbar an die Staumauer des zweiten (unteren) Teiches; die Anlagen, die weiter oben gestanden haben, sind nicht mehr erkennbar. Der Kleebach entspringt kurz vor dem Henkelshof und hat dort auch mehrere Quellen. Er läuft seitlich an der hölzernen Klinke und am Jammertal vorbei, mündet bei Jacobsmühle in den Lennepe Bach und fliest dann nach nur wenigen Metern in die Lennepe Bach-Vorsperre der Wuppersperre. Seinen Namen verdankt er dem Vorkommen von Ton und Klei, der als Walkerde in den Mühlen seine Verwendung fand. Kleibach, so hieß der ursprüngliche Name.  (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)

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