28. November 2015

Max Penthollow schreibt mir // Kapitel 9: Erstklassige Landung ("Der fliegende Holländer" in der Staatsoper im Schillertheater)

Max Penthollow schreibt mir...


Liebe Maren,

gestern Abend war ich in der Staatsoper im Schillertheater bei Wagners Oper „Der fliegende Holländer“.

Hier ist mein Bericht:

 
Der fliegende Holländer –  Oper von Richard Wagner, 1843 –  Staatsoper im Schillertheater –  Regie: Philipp Stölzl - Premiere: März/April 2013

Mittwoch, 25. November 2015 19:30Uhr, 16.Vorstellung, volles Haus.



Der fliegende Holländer ist ein reicher Segler mit einem unheimlichen Schiff. Das Stück ist für mich eine Seefahrersaga, Wagneroper, unglückliche Liebesgeschichte, tiefe Enttäuschung hier und Unglück, Tod und Verderben dort.

"Der fliegende Holländer" in der Staatsoper im Schillertheater (Foto: Matthias Baus)


Senta ist im Mittelpunkt der Handlung, zwischen zwei Männern, die Oper endet mit ihrem Tod. Es geht um Liebe, Treue und Verrat.

Traumhafte Musik und bezaubernder Gesang  –  der fliegende Holländer segelt durch ein wildes überschäumendes Meer von Musik, über einen tanzenden Ozean von Orchesterklängen und Gesang. Für Wagner-Fans dürfte es ein Traum von Sehnsucht und Erfüllung sein.

Kurz vor Beginn der Vorstellung um ca. 19:30Uhr tritt ein Vertreter des Opernhauses auf die Bühne vor den Vorhang und in die Mitte der Rampe und verkündet, dass er eine schlechte Nachricht hat, die aber durch eine gute Nachricht schnell wieder ausgeglichen werden kann:

die Hauptdarstellerin, die die Rolle der Senta hat, musste heute Mittag leider krankheitsbedingt ihre Teilnahme absagen.

Dann haben sie in München Ricarda Merbeth angerufen, Nachmittags um zwei, die dann nach Berlin gekommen ist mit dem Flieger und noch mit der Regieassistentin zwei Stunden die Aufführung durchgearbeitet und durchgesprochen hat, und er bitte um Nachsicht und Verständnis, wenn nicht alle Feinheiten und Details bis ins Kleinste hätten durchgearbeitet werden können und Ricarda Merbeth habe ja auch früher schon den Part der Senta gesungen und gespielt.

Das fand ich wunderbar: sie erfährt 5 ½ Stunden vor Beginn der Aufführung von der Not-Situation im Berliner Opernhaus, kommt sofort aus München eingeflogen, kann sich ein bisschen vorbereiten, abstimmen und einstimmen und  singt und spielt dann, steht auf der Bühne und rettet für alle, die ins Schillertheater gekommen sind, den Opernabend.

Ich bin immer wieder fasziniert von der Vorstellung, dass die Teilnehmer/innen an dem Spiel und die Spielenden und die Singenden selbst nicht ganz genau wissen, wie es sich entwickelt und wie es wird. Sie erwarten und hoffen mit gutem Grund, dass alles gut wird, aber ganz genau wissen sie es nicht. Das ist für mich immer besonders spannend.

Ricarda Merbeth hat es großartig gemacht, sie hat wunderbar gespielt und gesungen und hat zum Schluss tosenden Applaus bekommen für ihre virtuose Leistung an diesem Abend und dafür, dass sie ganz unerwartet und spontan für uns alle nach Berlin gekommen ist und für uns so zauberhaft gespielt und gesungen hat und so die Aufführung und den Opernabend für uns alle gerettet hat!

Sie kommt von München nach Berlin und macht es einfach! Das hat mich beeindruckt und hat mich den ganzen Opernabend lang in Atem und Aufregung gehalten. Es macht mich glücklich!

In den Opernhäusern muss man bestimmt ständig oder immer wieder mit solchen Improvisationen arbeiten. Trotzdem!

Der heutige Abend war und bleibt für mich auch deswegen ein ganz zauberhaftes und überwältigendes Erlebnis!

So hab ich‘s am liebsten!

Liebste Grüße

Max
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Musikalische Leitung: Markus Poschner
Regie: Philipp Stölzl
Co-Regie: Mara Kurotschka
Bühnenbild: Philipp Stölzl, Conrad Moritz Reinhardt
Kostüme: Ursula Kudrna
Licht: Hermann Münzer
Chor: Martin Wright

Daland: Peter Rose
Senta: Camilla Nylund (12./16./20./22. Nov.) // Ricarda Merbeth (25. Nov.)
Erik: Andreas Schager
Mary: Anja Schlosser
Steuermann: Joel Prieto
Der Holländer: Michael Volle


Staatsoper im Schiller Theater
Staatskapelle Berlin
Staatsopernchor
2:15 h (keine Pause)

Eine Produktion des Theater Basel.


Weitere Infos auf der Seite der Staatsoper.

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