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Ich stopp Dich!

Leo Martin war Geheimagent. Ohne Lizenz zum Töten, aber mit 46/2 Bescheinigung. Jetzt ist er Autor und hat gerade sein neues Buch Ich stopp Dich! rausgebracht. In diesem betreut seinen V-Mann Tichow, der ihm nicht nur bei der Aufdeckung eines großen Wirtschaftsverbrechens, sondern auch bei der Enttarnung von Nervenkillern und Gefühlsterroristen helfen soll.

Gleich vorweg: Erstens war ich diesem Buch gegenüber skeptisch, gleich nach der Vorstellung des Buchreisenden. Gekauft hätte ich es mir nicht und daran hat sich auch nach dem Lesen nichts geändert.

Zusammenfassen könnte man es als mittelmäßige Agentengeschichte, die von Coaching-Tipps für den Umgang mit allerlei Arten von Persönlichkeiten unterbrochen wird. Die immer wieder empfohlene Lösung: Geh Menschen aus dem Weg, dann kann Dich auch keiner aufregen.

Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht.

Der Autor schreibt nicht einfach als solcher, sondern legt großen Wert auf seine ehemalige Tätigkeit bei "einem großen deutschen Geheimdienst". Das mag stimmen oder auch nicht, ist aber symptomatisch für weite Teile des Buches in denen mehr oder weniger leicht überprüfbare Fakten mit unüberprüfbarem Geheimdienst-Slang gemischt werden. War Leo Martin - so sein Pseudonym - tatsächlich Agent? Oder tischt er uns nur eine Geschichte auf, die wir nach jahrelanger Konditionierung durch Geheimdienst-Fernsehserien recht einfach glauben können?

Die Agentengeschichte rund um den V-Mann Tichow ist spannend geschrieben, aber letztendlich nur Rahmenprogramm für den psychologischen Teil des Buches. Leo Martin setzt sich dabei mit nervigen Typen auseinander, unter denen wir alle immer wieder im Alltag leiden: Choleriker, Nörgler, Dauergestresste, Intriganten, Besserwisser und einige andere. Zu jedem gibt er zwar den Tipp, sich von diesen fern zu halten, aber noch reichlich andere Ratschläge, die tatsächlich vorstellbar funktionieren könnten.

Das Buch ist sehr einfach und "bildlich" geschrieben. Der Ex-Agent benutzt sehr gerne Sprichwörter und übertreibt diese auch oft. Die Nervensäge möchte er im Keller an den Haken mit dem Fuchsschwanz hängen, um nur ein Beispiel zu nennen.

Am Ende fällt es mir schwer, eine eindeutige Empfehlung für oder gegen Ich stopp Dich! auszusprechen. Wer sich immer wieder über die Nervensägen in seiner Umgebung aufregt und sich davon persönlich runterziehen lässt, sollte es vielleicht lesen um danach besser - und damit schonender für die eigenen Nerven - reagieren zu können. Wer sich dagegen bereits damit arrangiert hat, dass es immer Menschen geben wird, die einen absichtlich oder unabsichtlich auf die Palme treiben wollen, wird aus diesem Buch nichts lernen.

 

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