Editors – In Dream (Review)

Als die Editors im Jahr 2013 ihr viertes Studioalbum “The Weight of Your Love” veröffentlichten, klangen sie anders. Gründungsmitglied Chris Urbanowicz hatte die Band verlassen, und zwei neue Mitstreiter wurden in das bestehende Gefüge integriert. Das Ergebnis waren wieder mehr Gitarren und verunglückte großen Gesten. Ein mittelmäßiges Album, welches laut bösen Zungen gar dem Stadionrock frönte.

Mit “In Dream” möchte die Band wieder alles richtig machen und präsentiert es als das erste richtige Album der neuen Editors. Ein Album zwischen Pop und Experiment. Das größte Experiment: Alan Moulder durfte die Songs mischen, ohne dass die Band sich in irgendeiner Weise einmischte. Dieser Mut wird durchaus belohnt, denn “In Dream” ist ein Album, welches mich unweigerlich in seinen Bann zieht.

I’ll boil easier than you, crush my bones into glue

Mit “No Harm” haben die Editors einen sehr zurückhaltenden Opener gewählt. Ein düsteres Synthie-Arpeggio und ein paar dezente elektronische Beats bilden das dunkle Gerüst dieses Songs, auf dem sich Tom Smiths Stimme zwischen Bariton und Falsett austobt.

Im folgenden “Ocean Of Night” hören wir den ersten von drei fast magischen Auftritt von Rachel Goswell von Slowdive. Sie ist hier zwar noch dezent im Background zu hören, verleiht dem Song durch ihre Präsenz aber das gewisse Etwas. Ein mehr als gelungener Doppelpack direkt zu Beginn.

Mit “In Dream” kehren die Editors zu dem Synthesizer-Sound des 2009er Albums “In This Light And On This Evening” zurück, ohne allerdings einen zweiten Überflieger in Form eines “Papillon” zu bieten. Das Album suhlt sich ein wenig in Melancholie und Verzeiflung, und selbst zu den flotteren Songs wie dem großartigen “Life Is A Fear” oder dem an Bronski Beat erinnernden “Our Love” lässt es sich nur mit unbedingtem Willen tanzen.

Aber das ist vollkommen in Ordnung, denn das Album wird eigentlich immer dann am besten, wenn die Band das Tempo raus nimmt. Nachzuhören ist dies zum Beispiel im zweiten Duett mit Rachel Goswell, “The Law”. Ein hypnotischer und wundervoller Song und vielleicht sogar das Highlight der Platte.

Die Editors waren immer dafür bekannt, auf dem schmalen Grat zwischen schillerndem Pop und verzweifelter Düsternis zu wandeln. Sich zwischen Intimität und großer Geste aufzureiben. Auch “In Dream” bildet da keine Ausnahme. Vielleicht driftet der Sound manchmal ein wenig zu sehr ins Intime und in die Dunkelheit, aber ganz ehrlich: ich mag das.

7/10


Kommentare

3 Antworten zu „Editors – In Dream (Review)“

  1. Wenn nur das Cover nicht wäre ? dafür Abzug in der B-Note

  2. Seit dem 4.Durchlauf gefällt mir das neue Album richtig gut… auch wenn die ein oder andere Stadionanleihe durchaus mal durchklingt … für mich eine gelungene Wiederbelebung 🙂

    1. Ja, ich brauchte auch ungefähr vier Durchläufe.

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