Allg. Zeitung Mainz: Jeder ist gefordert / Kommentar zu Flüchtlingen von Reinhard Breidenbach

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Deutschland 2015 – eine Nation zwischen Hass und
Hilfsbereitschaft. Auf der einen Seite überwältigende Zeichen von
Solidarität, auf der anderen unsägliche, oft kriminelle
Aggressivität, gespeist aus Nazi-Gedankenmüll oder dem Gefühl, zu
kurz gekommen zu sein und nun an den “Asylanten” Frustbewältigung
betreiben zu können. Dabei sind es oft, aber keineswegs nur
ostdeutsche Schauplätze, die schaudern lassen. Der Brand in einer
Flüchtlingsunterkunft in Heppenheim nährt die Befürchtung, dass die
Nation in den kommenden Monaten ausnahmslos immer zunächst einen
Anschlag befürchten wird, wenn ein Haus in Flammen steht. Der
Gedanke, man könne fast schon aufatmen, wenn es “nur” ein technischer
Defekt oder eine “normale” Brandstiftung ist, zeigt, dass wir derzeit
in einem Ausnahmezustand leben. Jeder ist aufs Höchste gefordert.
Eine gute Nachricht: Im Spektrum der demokratischen Parteien werden
fast keine hetzerischen Sprüche laut. Das war in den neunziger Jahren
(“Das Boot ist voll”) ganz anders. Wie nicht anders zu erwarten,
wägen die Parteien ihre Worte auch mit Blick auf ihr Klientel und
kommende Wahlen. Vermutlich werden es, parteiübergreifend und
durchaus sinnvoll, die Bürgermeister und Landräte sein, die ihren
“Oberen” sagen, was geht und was nicht. Unstreitig sinnvoll ist es,
mehr sichere Herkunftsstaaten zu deklarieren, aber den Menschen, die
ohne Anspruch auf politisches Asyl dort der Armut entfliehen,
zugleich die Chance einer Migration in den Arbeitsmarkt zu eröffnen.
Ein bislang arg unterschätzter Aspekt: Hilfe für Länder zur
Armutsbekämpfung ist nur effizient, wenn sie nicht in einem Sumpf von
Korruption versickert. Darauf muss viel intensiver geschaut werden.

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de



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