Graham Summers, Gains, Pains & Capital, 25.01.2015

Die Rally des US-Dollars könnte gemeinsam mit der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dafür sorgen, dass ein Carry-Trade im Gesamtwert von USD 9 Billionen explodiert.

Als die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins im Jahr 2008 auf null absenkte, flutete sie das System mit US-Dollars. Der US-Dollar dient als Weltreservewährung, und das heißt, dass es völlig egal ist, in welchem Land man lebt, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen kann man in jedem Land auf der Welt US-Dollar-Kredite aufnehmen.

Ja und wenn man Kredite in US-Dollars zu einem Zinssatz von 0,25% aufnahm … und dieses Geld dann in irgendetwas investierte, das höher rentierte, konnte man damit in der Tat ein Vermögen machen!

So konnte sich ein Hedge Fonds in Hongkong beispielsweise USD 100 Millionen leihen und musste dafür lediglich USD 250.000 an Zinsen zahlen. Diese Kreditdollars wurden dann in den Brasilianischen Real gesteckt, der mit 11% rentierte – und dadurch konnte man sich Gewinne in Höhe von USD 9,75 Millionen sichern.

Und das ist ja nur die rein finanzielle Seite dieses Dollar-Carry-Trades. Wenn wir auf die ökonomische Seite blicken, stellen wir fest, dass die weltweiten Staaten (ihre Bundesregierungen wie auch ihre Städte und Gemeinden) US-Dollar-Kredite aufnahmen, um damit verschiedenste Infrastrukturprojekte und Gemeindeprojekte zu finanzieren.

Mit anderen Worten: Die US-Regierung hatte im Grunde Geld verschenkt, und die gesamte Welt hat es mitbekommen und daraufhin damit begonnen, in Rekordgeschwindigkeit US-Dollar-Kredite aufzunehmen. Dieser weltweite US-Dollar-Carry-Trade – bei dem US-Dollars geliehen und die Gelder dann in andere Vermögenswerte investiert werden – beläuft sich aktuell auf über USD 9 Billionen. USD 9 Billionen – dieser Betrag ist größer als die Wirtschaften von Frankreich und Brasilien zusammengenommen.

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Das Ganze funktionierte sogar recht gut – zumindest solange, wie sich der Wert des US-Dollars seitwärts bewegte. Doch im Sommer letzten Jahres fing der US-Dollar damit an, aus seiner mehrjährigen Keilformation auszubrechen:

Und, warum ist das wichtig?

Das ist von Bedeutung, weil in der Sekunde, wo der US-Dollar damit begann, eine aggressive Rally einzuleiten, auch der weltweite US-Dollar-Carry-Trade damit begann, voll nach hinten loszugehen. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass Rohöl, die Rohstoffe und die Aktien der Schwellenmärkte fast unmittelbar nach Beginn der US-Dollar-Rally eine Talfahrt einleiteten.

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Und dieser Prozess ist noch lange nicht vorbei. Und jeder, der während der Peso-Krise oder der Asienkrise investiert hat, kann Ihnen versichern, dass die Volatilität extreme Niveaus erreichen kann.

Der Markteinbruch im Oktober letzten Jahres war erst der Anfang. Wenn die US-Dollar-Rally erst einmal richtig an Fahrt aufgenommen hat, könnte es durchaus zu einem richtigen Crash kommen. Ich empfehle Ihnen, sich auf diese zweite Runde der Finanzkrise entsprechend vorzubereiten.

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